
Häufig zieren aufgedruckte Empfehlungen die Umschläge der Neuerscheinungen und ich gebe zu – ich lasse mich oft dadurch beeinflussen. Aber nun ist Schluss damit! Warum? Das werde ich euch anhand eines Buches erklären, denn ich wurde mal wieder getäuscht. Ich sage ganz bewusst wieder, denn ich bin schon einmal auf eine Empfehlung hereingefallen, in der ein Buch mit „Der Gesang der Flusskrebse“ verglichen wurde. Eine Geschichte, die ich liebe. Auch „Middletide – Was die Gezeiten verbergen“ von Sarah Crouch ist so ein Buch, das mit dem Werk von Delia Owens verglichen wird. Meiner Meinung nach hält es diesem Vergleich nicht stand.
Middletide – Was die Gezeiten verbergen
Nach einem gescheiterten Versuch als erfolgreicher Autor in einer Großstadt Fuß zu fassen, kehrt Elijah Leith nach vielen Jahren in die kleine Küstenstadt Point Orchards im malerischen Puget Sound zurück. Konfrontiert mit seiner zurückgelassenen Jugendliebe Nakita und einem verfallenen Elternhaus. Sein Leben gleicht einem Scherbenhaufen und Elijah ist sehr bemüht sich ein neues Leben aufzubauen. Jedoch betritt er mit diesem Vorhaben einen sehr steinigen Weg und muss plötzlich für seine Unschuld kämpfen.
Wenn ich von dem Positiven berichten soll, würde ich die gelungene und farbenfrohe Gestaltung des Covers erwähnen. Und dann wird es für mich bereits kritisch, weil ich einige Schwierigkeiten bei der Lektüre dieser Geschichte hatte. Dies lag vor allem an den häufig wechselnden Perspektiven und Zeitsprüngen. Gut 150 Seiten habe ich benötigt, um mich mit den literarischen Figuren und dem Geschehen vertraut zu machen. Doch dies ist nicht der einzige Aspekt, der meinen Lesefluss immer wieder ins Stocken gebracht hat.
Von allem etwas zu viel und doch zu wenig
Die Autorin wirkt in ihrem Schreibstil sehr verkrampft. Sie fährt ein vielseitiges Repertoire auf, um der Geschichte eine besondere Atmosphäre einzuhauchen. !Spoiler! Hierbei hätte Sarah Crouch sich jedoch auf etwas weniger besinnen sollen: Ein ausgedachtes indigenes Volk, von der ein Mitglied zum Christentum konvertiert ist. Ein junger Mann, dessen Vater mit seinem Schicksal haderte, zum Alkoholiker wurde und letztendlich starb. Ein guter Freund, der erst Stütze bot, dann ebenfalls starb. Eine Jugendliebe, die enttäuscht wurde und doch wieder aufflackerte. Nicht zu vergessen die literarische Hauptfigur Elijah, die das verfallene Elternhaus bewohnbar macht und selbstversorgend aus dem Garten lebt. Und dann wäre da noch ein an den Haaren herbei gezogener Kriminalfall, in den rein zufällig Elijah verwickelt sein soll – so viele Details und literarische Figuren, von denen getrost die Hälfte weggelassen werden konnte.
Eine wahrhaft mitreißende Stimmung ist beim Lesen nicht entstanden, sondern eher ein stetiges Verlangen das Buch zur Seite zu legen. Denn die Handlung wirkte insgesamt zu konstruiert und zum Teil sehr klischeehaft. Und dennoch habe ich mich durch die knapp 380 Seiten von „Middletide – Was die Gezeiten verbergen“ gekämpft.
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Middletide – Was die Gezeiten verbergen von Sarah Crouch
Originaltitel: Middletide
Übersetzung: Lena Kraus
Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
Herausgeber: dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
Erscheinungstermin: 13. Februar 2025
ISBN-13: 978-3423284745