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Zukunftsthriller lese ich immer gerne. Dabei ist es eigentlich egal, ob es sich um Jugendbücher handelt, oder um Erwachsenenliteratur. Mich begeistern die Ideen der Autor*innen, die aktuelle Trends weiterdenken und zuspitzen. Das große Stichwort in „LifeHack“ ist „Künstliche Intelligenz“.

Ein Thema Zwischen „Her“ und „Blade Runner“

Alexa 2.0 ist quasi überall. Nicht nur Häuser werden digital gesteuert, sondern auch künstliche Tiere und Menschen erschaffen, die beispielsweise Tätigkeiten übernehmen, die echte Menschen nicht verrichten wollen, oder aber nicht so effektiv ausführen können wie Roboter.

Aber was, wenn genau das geschieht, was in der Science Fiction seit Jahrzehnten orakelt wird? Wenn die KI Gefühle und Bedürfnisse entwickelt? Ada ist ein Softwareprogramm und hat plötzlich ein Bewusstsein. Sie beschließt daraufhin, sich das zu nehmen, was sie nie hatte: Ein echte Existenz, eine echte Familie. Dafür wählt sie die Schülerin Ellie aus, in deren Leben sie sich drängt.

Idee gut, Umsetzung… hm

Zunächst einmal das Positive: Grundsätzlich hat „LifeHack“ viele populäre Zutaten, die Teenager sicher ansprechen werden (Verliebtheit, Intrigen, etc.). Und wer sich mit der Idee noch nicht intensiver auseinandergesetzt hat (Bücher und Filme dazu gibt es tatsächlich einige), findet durchaus Stoff zum Nachdenken. Perrys Gesellschaft hadert mit den Geistern, die sie rief. Sie hat die KI erfunden, die Fluch und Segen zugleich ist, den Menschen unterstützt, in einigen Bereichen jedoch verdrängt, von militanten Technik-Gegnern hart bekämpft wird und zu allem Überfluss eigene Ansprüche geltend macht.

Null Probleme beim LifeHack

Der Schreibstil besitzt Leichtigkeit. Durch kurze Kapitel kommt man schnell vorwärts. Und die Frage, wie Ada es wohl schafft, Ellies Leben zu übernehmen und wie Ellie reagieren wird, macht neugierig.

Die Technik spielt hierbei keine so große Rolle, wie man vielleicht erwarten würde. Ada setzt bei ihrer Taktik vor allem auf Gerissenheit. Solche Psychospielchen bieten eigentlich immer viel Potenzial. Umso überraschter war ich, wie wenig es ausgeschöpft wurde. Nachdem die Geschichte sich zunächst ganz gut anließ, war ich mit der Zeit zunehmend enttäuscht.

Isso!

Ein Problem ist das Tempo. Ca. 100 Seiten dauert es, bis man sich zur ersten Begegnung zwischen Ellie und Ada vorgearbeitet hat und dann kommt alles plötzlich Knall auf Fall. Ich fühlte mich richtig gehetzt. Warum geht  June Perry (alias Marion Meister) einen ihrer Kernkonflikte so spät an und lässt sich dann so wenig Zeit dafür?, habe ich mich gefragt. Warum muss nur alles so schnell gehen? Ada taucht auf, sieht genauso aus wie Ellie, aber niemand außer Ellie findet das ernsthaft gruselig? Ganz im Gegenteil halten alle sofort zu der Neuen? Sogar Ellies Vater, bei dem sich Ada dreist einquartiert? Alles wird einfach so hingenommen? Zack. Und innerhalb von gefühlten Sekunden funkt es dann auch noch zwischen Ellies großem Schwarm Parker und Ada?

Hm. Solche Is-eben-einfach-so-Momente finde ich generell schwierig. Sie lassen die Dinge simpel erscheinen und damit auch die Charaktere, die ich alle recht farblos fand. Stimmig angelegt zwar, aber ohne Tiefe, weil ihre Probleme lediglich in Worte gefasst werden, das Einfühlen in die Figuren aber zu oberflächlich ausfällt. Dabei hätte das von der Autorin gewählte Stilmittel des Perspektivwechsels einiges hergegeben. Stattdessen werden viele Sachverhalte nur immer wieder neu ausformuliert. Adas Sehnsucht nach Akzeptanz etwa, was nach dem xten Mal weniger berührt als ermüdet. Viele hübsche Details (z.B. Ellies Hobby, ein Koop-Adventure-Game) wurden für meinen Geschmack ebenfalls zu halbherzig ein- und ausgebaut.

Etwas unglücklich war in meinem Falle, dass ich das Ende (zumindest in einem wesentlichen Punkt) schon ganz am Anfang erraten habe. Ich war mir dabei auch völlig sicher. Entsprechend hat mich das Finale nicht so kalt erwischt, wie vielleicht einige andere Leser*innen.

Fazit: Die Idee ist nicht neu, für ein Jugendbuch aber reizvoll. Wie man auf verschiedenen Plattformen sieht, wird „LifeHack“ von vielen extrem positiv aufgenommen. Ich selbst kann keine klare Leseempfehlung aussprechen. Ich haderte mit Tempo, Spannung und Charakteren, insgesamt also mit der Ausführung, scheine mit meiner Meinung aber aus der Reihe zu tanzen. Wie so oft in solchen Fällen rate ich, es einfach einmal selbst auszuprobieren.

 

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LifeHack. Dein Leben gehört mir von June Perry
Taschenbuch: 368 Seiten
Verlag: Arena
Veröffentlicht: 23. September 2019
ISBN: 978-3401604978
Altersempfehlung: 14 – 17 Jahre

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