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Meine Mutter nahm es mit Altersempfehlungen nicht so genau und so durfte ich im zarten Alter von zehn Jahren den Film „Die Vögel“ schauen. Danach hatte ich ein Trauma bezüglich allem, was mit Augen zu tun hatte und einen Lieblingsregisseur.

Viele von Alfred Hitchcocks Filmen habe ich an die 50 Mal gesehen. Meine Familie seufzt nur resigniert, wenn ich wieder einmal gebannt an der Mattscheibe klebe, auf der Grace Kelly „Sag mir alles, was du gesehen hast, und meinst, was es bedeutet“ sinniert. (Das Fenster zum Hof, 1954)

Hobby, Passion, Beruf

Schön, zu wissen, dass solche Hitchcock-Exzesse auch in anderen Wohnzimmern stattfinden. Noch schöner, zu wissen, dass dies bei einem meiner liebsten Hörbuch-Sprechern der Fall ist. Jens Wawrczecks Buchdebüt trägt den Titel „How to Hitchcock: Meine Reise durch das Hitchcock-Universum“. Es ist sowohl Hommage als auch in gewisser Weise Biografie. Denn Hitchcock begleitet Jens Wawrczeck seit der Kindheit – nicht nur aufgrund der Verbindung zu den „Drei ???“.

Jens Wawrczecks Passion geht so weit, dass er ein eigenes Hörbuch-Label gegründet hat, das die literarischen Vorlagen zu Alfred Hitchcocks Filmen herausbringt. Dafür hat er viele der teilweise in Vergessenheit geratenen Werke mühsam zusammengesammelt und einige erstmals übersetzen lassen. Dies und mehr erfährt man in „How to Hitchcock“.

Sympathisch, wertschätzend, ja begeistert plaudert Jens Wawrczeck über einen der einflussreichsten Regisseure der Filmgeschichte. Er analysiert dessen Filme (Achtung Spoiler!), Schauplätze, Techniken, Darsteller und die bekannten Motive: starke Frauen, herrschsüchtige Mütter, schlechte Ehen und tiefgründige Schurken. Den Schatten über Hitchcocks Biografie (die Belästigungsvorwürfe von Tippi Hedren) verschweigt er nicht, verweilt aber nicht lange beim Thema. Man spürt: Für ihn ist das Werk größer als der Mann.

Höchst unterhaltsam sind Jens Wawrczecks persönliche Anekdoten. Seien es Erinnerungen an den ersten Hitchcock-Film auf Mamas Couch, oder an selbstorganisierte Film-Vorführungen in der Schule und Entdeckungstouren während seiner Ausbildung an der Schauspielschule in New York. Dabei verliert er sich nie in unangenehmer Selbstdarstellung, sondern bleibt am Thema, erzählt oft selbstironisch und immer informativ. Ein wenig erinnert sein Stil an Hape Kerkeling – ein Kompliment.

Die Printfassung ist ein unterhaltsamer, mit leichter Feder geschriebener, literarischer Schatz für Hitchcock-Fans. Als Hörbuch ist „How to Hitchcock“ (und nichts anderes durfte es für mich sein!) ein 7 Std. und 33 Min währendes Vergnügen. Jens Wawrczeck liest mit Herz und Seele. Er könnte mir auch das Telefonbuch von Shanghai vorlesen. Ich bin aber froh, dass es ein Buch zum Thema Hitchcock war.

 

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„How to Hitchcock – Meine Reise durch das Hitchcock-Universum“ von Jens Wawrczeck
Gesprochen von: Jens Wawrczeck
Spieldauer: 7 Std. und 33 Min.
Erschienen bei: Audible, 16. November 2023
Buchvorlage: dtv, 256 Seiten

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