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„Phantasmen“ von Kai Meyer , Jugendbuch
Copyright: Carlsen

Die Erde wurde von einem Phänomen heimgesucht, das eine Neuordnung der menschlichen Lebensweise nach sich zieht: Die Geister aller jemals Verstorbenen erscheinen nach und nach am Ort des Todes als gleißendhelles Abbild, stumm und regungslos. Rain und Emma, die ihre Eltern bei einem Flugzeugabsturz verloren haben, reisen durch die Wüste Spaniens, um sich noch einmal von von ihnen zu verabschieden. Dabei begegnen sie dem mürrischen Norweger Tyler, dessen große Liebe Flavie ebenfalls bei dem Unglück ums Leben kam. Noch während sich die Jugendlichen mit ihrem Abschiedsschmerz konfrontiert sehen, beginnen die Geister plötzlich zu lächeln – und lösen damit eine Druckwelle aus, die menschliche Herzen in ihrem Radius zum Bersten bringt. Rechtzeitig retten sich die drei Jugendlichen aus dem tödlichen Radius und schließen sich, dem Tod knapp entronnen, zusammen, um gemeinsam Antworten zu finden. Bald kommen sie einer Verschwörung auf die Spur: Warum war Flavies Abbild nicht unter den Geistern? Was hat es mit den Söldnern auf sich, die Tyler verfolgen? Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, denn die Geister lächeln nun immer öfter…

Kai Meyer kann schreiben! Das ist uns allen spätestens seit seiner zu Recht erfolgreichen „Arkadien-Reihe“ bekannt. Auch die „Alchimistin-Reihe“ oder Einzelbände wie „Asche und Phoenix“ oder „Frostfeuer“ erfreuten sich in Bloggerkreisen mal mehr, mal weniger großer Beliebtheit. Auch in seinem neuen Roman „Phantasmen“ zeigt der Autor sein Können: Eine klassische Klimax zieht den Leser schnell in den Bann und lässt ihm nicht viel Gelegenheit das Buch aus der Hand zu legen. Die Ideen, die hinter der Handlung stehen, sind nicht nur außerordentlich phantasievoll, sie wirken obendrein auch nicht abgekupfert oder schlecht durchdacht. Wie immer hat Meyer sich gut informiert und präsentiert fundiertes Wissen verschiedener Fachbereiche. Herausgekommen ist eine etwas andere Geistergeschichte mit SciFi-Flair – die gar nichts mit den typischen Spukgestalten der Horrorliteratur gemeinsam hat.

Leider ist Kai Meyer aber auch für seinen Hang zum Überladen bekannt. So leicht ihm die Konstruktion von Bestsellern von der Hand zu gehen scheint, so übereifrig ist er manchmal in der Quantität der Zutaten – zum Nachteil ihrer Qualität:

Die Protagonistin sollte etwas ganz besonderes sein: Sie trägt keinen alltäglichen Namen (Rain), sie ist schwer traumatisiert (Afrika), sie hat keine alltägliche Frisur (rote Dreadlocks), sie hat keine „normale“ Schwester (Asperger-Syndrom), sie hat keine Eltern (tot). Je außergewöhnlicher sie erschienen soll, desto uninteressanter wirkt sie im Laufe der Handlung. Anstatt dass all diese biographischen Besonderheiten sie zu einem interessanten Charakter machen, verblasst sie in ihrer Gluckenhaftigkeit, die sie gegenüber ihrer aufgeweckten Schwester an den Tag legt. Die hat all das, was man sich von einer fesselnden Figur wünscht: Mut, Köpfchen, Schlagfertigkeit. Ähnlich fade wie Rain wirkt der junge Norweger: Tyler riskiert für seine egoistischen Bedürfnisse sein Leben und das der beiden Schwestern. Die Gründe dafür sind nicht immer dargestellt, geschweige denn nachvollziehbar. Hier wäre etwas mehr Ausarbeitung des männlichen Protagonisten wünschenswert gewesen. Gutes Aussehen allein reicht nicht aus, um ein Leserherz höher schlagen zu lassen.

Der rasante Verlauf der Handlung (Totenlicht → Smilewave → Apokalypse) ist gespickt mit einer Vielzahl von gesellschaftlichen und persönlichen Problemen (Krankheit, Sektenbildung, Familiendrama, Verlust, Traumatisierungen, Löwenangriffe) und jeder Menge Toten. Die anfängliche düstere Atmosphäre weicht einem Actionszenario voller Explosionen, Leichenberge, Fluchtversuchen und Kampfszenen. Das ist per se nichts Schlechtes, wirkt aber in seiner Dichte etwas überladen. Vor allem das Afrika-Trauma von Rain ist gnadenlos überzogen. Afrika hält derzeit genug realistischen Stoff für Traumatisierungen bereit – ein Löwenangriff klingt da eher absurd und lässt den Leser nicht – wie vermutlich intendiert – vor Angst den Atem anhalten, sondern kopfschüttelnd aus der Geschichte auftauchen.

Trotz dieser Kritikpunkte ist und bleibt ein Meyer ein Meyer: Ideenreichtum, Kompositionsgeschick und Einfühlungsvermögen in die junge Leserschaft heben die Bücher dieses Autors von der Masse der phantastischen Jugendbücher ab. Mit einem Werk von Kai Meyer kann man eigentlich nicht viel falsch machen, denn trotz eventueller Schwächen sind sie ein Garant für vergnügliche Lesestunden – vor allem wenn sie ein so versöhnliches Ende haben wie „Phantasmen“. Und obendrein gehört Herr Meyer zu den (wenigen) Autoren, die noch Mut zum Einzelband zeigen – und dafür allein hat er zwei Daumen nach oben verdient!

Phantasmen von Kai Meyer
Hardcover: 400 Seiten
Verlag: Carlsen
Erscheinungsdatum: 14. März 2014
ISBN: 978-3-551-58292-8

5 Replies to “[Rezension] „Phantasmen“ von Kai Meyer

    1. Hey Nina,
      Kai Meyer ist auf jeden Fall lesenswert – er ist einer der vorzeigbarsten deutschen Jugend-Fantasy-Autoren und kann es auf jeden Fall mit der internationalen Autorenschaft aufnehmen. Aber wenn du einen guten Einstieg suchst, würde ich eher die Arkadien-Reihe empfehlen – da zeigt er richtig, was er kann!
      LG

  1. Ehrlich?
    Ich hab es jetzt erstmal zur Seite gelegt – ich komme nciht weiter.
    Bin auf Seite 160 und mir haben bisher nur die ersten 50 Seiten gefallen.
    Ich merke eben immer wieder das ich ihm gar nicht zuhöre.
    Das ist sooo schade.

    LG
    Karin

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