"Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel" von Nina Blazon, Jugendbuch
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Ach ja, es ist ja immer Segen und Fluch zugleich, wenn man als BloggerIn Augen und Ohren offen hält und von seinen Kollegen und Kolleginnen mit wunderbaren Buchtipps versorgt wird. So erging es mir neulich, als ich von Katrin meinen ersten Nina Blazon Roman geliehen bekommen habe: „Lillesang“. Und tja, was soll ich sagen? Der Tipp war goldrichtig, „Lillesang“ entsprach zu 100 % meinem – zugegebenermaßen schwer zu befriedigenden – Lesegeschmack und nun habe ich den Fluch am Hals und muss alle Bücher der Autorin austesten. (Übrigens: Einzelbände! Yay! Riesenplus!) Ein schweres Schicksal, ich weiß. Mit „Laqua“ habe ich mich also umgehend auf eine magische Reise nach Venedig begeben – und auch hier keine Sekunde bereut. Deswegen wartet nun auch schon der dritte Fantasyroman der Autorin, „Totenbraut“, auf mich – ich bin äußerst gespannt, ob auch hier alle Erwartungen erfüllt werden können. Aber lasst euch zunächst von „Laqua“ berichten:

Die Geschwister Kristina und Jan verbringen Weihnachten mit ihrer jungen Tante Sara bei ihrer Großmutter Nonna in der Lagungenstadt Venedig. Was sich für die meisten nach Traumurlaub anhört, ist für die Kinder eher ein Albtraum: Nonna ist von ihrer Anwesenheit wenig begeistert, der alte Palazzo ist unheimlich und zugig und ihre Tante verbringt die Tage aus Liebeskummer eher mit Trübsalblasen als mit Sightseeing. Sobald Kristina und Jan alleine losziehen, werden sie von schwarzen Möwen und Rattenhorden verfolgt oder von den Kindern der Familie Pezzi belästigt. Zu allem Überfluss begegnet Kristina ein angsteinflößendes Geisterwesen, das es auf sie abgesehen zu haben scheint. Bald kommen sie einem jahrhundertealten Fluch auf die Spur, der ihre gesamte Familie bedroht: Ein schwarzer Doge, der früher einmal fast ganz Venedig ausgelöscht hätte, ist hinter Tante Sara her! Und um diesen Fluch zu brechen, ist sehr viel mehr notwendig, als die Hilfe der Pezzis in Anspruch zu nehmen – und das erweist sich schon als äußerst hindernisreich…

Was mich bei „Lillesang“ begeistern konnte, punktet auch hier auf ganzer Linie: Nina Blazon erschafft bei allem Grusel und aller Spannung eine heimelige Grundstimmung, die dem Leser ein Gefühl der Geborgenheit vermittelt. Als vermeintlicher Teil der fiktiven Familie fiebert man mit, ohne sich tatsächlich vom Bösen bedroht zu fühlen. Wahre Freundschaft überwindet so manche Familienfehde und gesunder Menschenverstand und familiärer Zusammenhalt können auch den dunkelsten Fluch zerstören und das Böse vertreiben. In Blazons Romanen löst die junge Generation dank Herz und Verstand überholte Zustände auf und erschafft einen neuen Status Quo, in dem zunächst einmal alle Wesen ihren Platz haben – so sehr sie sich auch von der Norm unterscheiden. Ob Mensch oder Geist, Jung oder Alt, Freund oder Familienmitglied – solange alle in die gleiche Richtung blicken – nämlich dem Bösen etngegen – ist man gar nicht so verschieden.

Die Vermittlung dieser Werte findet aber so subtil statt, dass dem Leser Zeit und Muße bleibt, sich in der wirklich spannenden Geschichte zu verlieren. Ein alter Fluch, Reliquien aus Pest-Zeiten, böse Kreaturen, Zeittunnel und stürmische Wintertage jagen so manch wohligen Schauer über den Leserrücken. Wer sich – wie ich – für ein gruseliges Ambiente und düstere Atmosphäre begeistern kann, der kann mit „Laqua“ nichts falsch machen. Und auch Venedig-Fans kommen voll und ganz durch die atemberaubend beschriebene Kulisse der Lagunenstadt auf ihre Kosten: während ihrer Jagd auf den schwarzen Dogen kommen die Kinder an so mancher Sehenswürdigkeit vorbei, entdecken venezianische Geschichte und lernen das ein oder andere italienische Wort. Perfetto!

In ihrer Rezension zu Lillesang schrieb Katrin: „Auch wenn die Autorin ihren Schwerpunkt auf eine deutlich jüngere Zielgruppe gelegt hat, war diese in sich abgeschlossene Geschichte, mit ihren sehr authentischen und manchmal undurchsichtigen und überraschenden literarischen Figuren ein absolutes Leseerlebnis und ein wahrer Genuss für mich. Die Autorin grenzt sich mit ihrer Geschichte deutlich von dem Mainstream des Jungendbuch Genres ab, indem sie komplett auf abgenutzte Klischees, unnützes Seitenfüllen und eindimensionale Charaktere verzichtet. Hier könnte sich der eine oder andere Autor eine Scheibe von abschneiden, der frei nach dem Motto Masse statt Klasse schreibt.“ Dem kann ich mich uneingeschränkt in Bezug auf „Laqua“ anschließen: Nicht nur punktet die Autorin in Sachen Authentizität und Glaubwürdigkeit der Figuren. Allein, dass sie aus keinem ihrer Riesenerfolge eine Serie macht, sondern sich jedes Mal auf’s Neue eine abwechslungsreiche, fantastische Geschichte in atmosphärischer Umgebung ausdenkt, bringt ihr einen enormen Sympathiebonus ein.

Fazit: Als riesengroßer Cornelia Funke-Fan der ersten Stunde kann ich stolz verkünden, eine würdige literarische Nachfolgerin einer meiner deutschen Lieblings-Kinderbuch-Autorinnen gefunden zu haben – Nina Blazon. Tatsächlich müsste ich bei einem Vergleich von Funke vs. Blazon in puncto Venedig-Roman sogar Blazon den Vortritt lassen, da mir „Laqua“ sogar noch etwas besser gefällt als „Herr der Diebe“. Aber wer macht schon Vergleiche…

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„Laqua – Der Fluch der schwarzen Gondel“ von Nina Blazon
Hardcover: 384 Seiten
Verlag: Randomhouse / cbj
Erscheinungstermin: August 2012
ISBN: 978-3-570-15475-5

6 Replies to “[Rezension] „Laqua – Der Fluch der schwarzen Gondel“ von Nina Blazon

  1. Sehr schöne Rezi 🙂 Das hört sich richtig gut an! Ab auf die Wunschliste! Ich weiß sowieso nicht, warum ich es noch nicht drauf habe. Blazons Bücher sind einfach Pflicht. Ich bin sehr neugierig was du zu Totenbraut sagst. Ich fand es damals richtig toll.

  2. Eine sehr Appetit machende Rezension, die mir jetzt noch mehr Lust aufs Buch macht. Ich habe es auch schon auf der Wunschliste stehen; ich mag Bücher, die in Venedig spielen, sehr ♥ danke für den Tipp!

    Liebe Grüße und schönen Samstag!
    Sandra

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