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Na, meine kleinen Kürbisgeister, habt ihr schon eure Gruselkostüme bereit gelegt? Falls ihr euch noch nicht gebührend auf das große Schauer-Fest vorbereiten konntet, kommen hier noch drei grausig-schöne Leseempfehlungen aus belgisch-französischer Feder (oder sollte ich sagen: Farbtopf) von mir, die man sich am besten hintereinander weg und bei Einbruch der Dunkelheit zu Gemüte führen sollte:

Die B-Movie-Schauspielerin Betsy Mahorn ist kurz vor Halloween auf dem Weg zu einem Vorsprechen nach Hollywood, als sie auf dem Highway in Idaho in einen Unfall verwickelt wird. Kurz darauf erwacht sie in einem Krankenbett im nahegelegenen Städtchen „Creeper Creek“. Da ihr Auto völlig demoliert ist, muss Betsy sich vorerst in Creeper Creek einquartieren, wo seltsame Dinge vor sich gehen. Bald schon stellt sich heraus, dass Matt Geiger, der Fahrer des LKWs, der sie von der Straße gedrängt hatte, spurlos verschwunden ist. Während die junge Frau sich noch von ihrem Schock erholt, taucht Matt Geiger wieder auf: Aufgehängt auf der Terrasse ihres Quartiers und mit einem ausgehöhlten Kürbis auf dem eingeschlagenen Schädel. Rasch steigt Betsy zur Mordverdächtigen auf und sieht sich nicht nur mit ihrer eigenen grauenhaften Vergangenheit konfrontiert…

Schon gut, schon gut – ich weiß, was ihr nun denkt. Und ja, der Plot kommt uns bekannt vor: Eine Handlung in düsterem Kleinstadt-Milieu, ein dunkles Geheimnis aus der Vergangenheit, nach und nach niedergemetzelte Einwohner und mitten im Geschehen eine gutaussehende junge Frau. Diese Zutaten – so klassisch wie die eines Mürbeteigs – sind altbekannt und altbewährt. 
Der Verlag „Bunte Dimensionen“ legt mit seiner Comic-Trilogie „Creeper Creek“ keinen Meilenstein der Kreativität hin – weder in Sachen Story noch in Sachen Zeichnungen. Dafür ist die Komposition aber so solide und schmackhaft wie jeder Apfelkuchen. Denn wie heißt es so schön bei den meisten Mürbeteig-Rezepten? Gelingt garantiert! 
Viele Seitenhiebe und Anlehnungen an Slasher-Filme machen die Comic-Reihe fast zu einer Hommage an die bekannten Horror-Klassiker. Auf diese Weise nimmt sich die ansonsten schauderhafte Geschichte nicht ganz ernst, was das etwas platte Grundgerüst wieder ein Stück weit gutmacht.

Besonders gelungen ist die Aufteilung in drei Bände. Die
Geschichte beginnt ruhig und atmosphärisch in den regnerischen Bergen
Idahos. Langsam wird der Leser in das bedrohliche Kleinstadt-Flair
hineingezogen und trifft an der Seite von Betsy nach und nach auf alle
relevanten Personen: Ein böser Onkel in der Vergangenheit, ein
fanatischer Reverend, ein stalkender Horrorfilm-Fan, ein zwielichtiger
Obdachloser, ein einflussreicher Geschäftsmann, ein alkoholkranker
Sheriff, ein ambitionierter Polizist, jede Menge Bewohner mit
Geheimnissen und schließlich eine Menge Tote… Der erste Band, „Dunkle Erinnerungen“, deutet bereits an, worauf die Geschichte hinausläuft,
lässt aber alle Handlungsstränge offen und endet mit einem Knalleffekt –
ein perfekter Einstieg also. Sogar das Genre des Comics lässt sich hier noch
nicht ganz erahnen.
 

Der zweite Teil offenbart, dass sich in Creeper Creek keine übernatürlichen Halloweengeister herumtreiben, sondern ein kreativ angehauchter Mörder aus Fleisch und Blut, dessen Opfer sich ihr unrühmliches Ende selbst zuzuschreiben haben, umgeht. Das Genre befindet sich also irgendwo im Horrorthriller-Bereich mit einem Hauch Mystery. Szenen der Vergangenheit überwiegen nun und geben der Handlung, verknüpft mit den Geschehnissen der Gegenwart, einen interessanten Anstrich. Viele mörderische Szenen kommen dem Leser aus dem ein oder anderen Film bekannt vor, was nahezu humoristisch wirkt. Trotzdem bleibt das Grusel-Flair keineswegs auf der Strecke. Auch „Makabre Scherze“ geizt nicht mit Schockmomenten und albtraumhaften Wendungen. Ein wichtiger Handlungsstrang wird aufgeklärt und lässt den Leser gespannt auf die Folgen zurück.

Im Abschlussband, „Grausame Enthüllungen“, lichten sich langsam die Reihen der Verdächtigen, da nicht mehr viele von ihnen übrig sind. Betsy legt ihre Schüchternheit ab und macht sich auf eigene Faust auf die Suche nach dem Mörder. Dafür muss sie tief in die Geschichte der Kleinstadt eintauchen. Nebenher entwickelt sich eine Hexenjagd auf den jungen Kinobesitzer Wesley, der sich seinerseits nicht von den fanatischen Mitbürgern drohen lässt. Kurz: Jeder verdächtigt jeden, sodass sich die Handlung langsam ihrem Höhepunkt zuwendet – und in einem alten Sägewerk am Totenkopffelsen zum Show Down kommt.

Zugegebenermaßen ist die Auflösung genau die, die man vermutet. Auch in diesem Punkt wartet das Comic also nicht mit Überraschungen auf. Diese kurzweilige Trilogie ist insgesamt ein klassisches Gruselstück mit allem was dazu gehört und lässt sich mit seinen insgesamt etwa 150 Seiten hervorragend zwischendurch genießen. Obwohl einige Entwicklungen durchaus vorhersehbar sind, kommen die Horror-Elemente nicht zu kurz und lassen dem Leser mehr als einmal das Blut in den Adern gefrieren. Wer zart besaitet ist, der sollte bei diesem Werk passen und sich eine Geschichte mit positiverer Grundstimmung schnappen, wie beispielsweise „Freaks of the Heartland“, denn „Creeper Creek“ ist, wie schon der Name vermuten lässt, unheimlich, melancholisch und am Ende etwas bedrückend. Wer sich davon nicht abschrecken lässt und ein klein wenig Erfahrung im Horror-Genre hat, den erwarten schauerliche Lesestunden mit einer Prise Humor, die – mit Kuscheldecke und einer dampfenden Tasse Kakao – einen dunklen Herbstabend zu einem gemütlichen und lange im Gedächtnis bleibenden Ereignis werden lassen.

 



 
Creeper Creek 1 – 3 von Joël Callède und Pieter Denys
Verlag: Bunte Dimensionen
Gebundene Ausgabe: je ca. 50 Seiten
Erscheinungsdatum: 25. Juni 2007, 25. Oktober 2007, 25. Februar 2008
ISBN: 978-3938698716, 978-3938698723, 978-3938698730

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