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Wenn man ein Leben lang behandelt wird, als wäre man die
Verkörperung des Bösen, ist man dann auch dazu verdammt? Oder kann man noch an
das Gute in sich glauben? Nathan lebt in einer magischen Welt, als Sohn einer
weißen Hexe und eines schwarzen Hexers. Sein Leben ist kein einfaches, denn
diese Welt wird von weißen Hexen regiert, die sich selbst als gut erachten und
schwarze Hexen gnadenlos verfolgen oder gar töten. Weil Nathan sowohl das Blut
von weißen und schwarzen Hexen in sich vereint, sieht jeder in ihm eine große
Bedrohung. Auch Nathan selbst. Wer als der Sohn des gefürchtetsten und
mächtigsten Schwarzen aller Zeiten geboren wurde, kann nur Dunkles und sehr
Böses in sich tragen. Nathan hat mächtige und einflussreiche Feinde, die ihm von
Geburt an das Leben zur Hölle machen. Er kann keinen Schritt machen, ohne dass
der Rat der Weißen nicht darüber informiert wird. Nach und nach wird der Grund
für diese Einschränkungen immer klarer, denn so erhofft sich der Rat, den
mächtigen Schwarzen zu stürzen und zu töten. Nathan steht zwischen beiden Seiten
und muss sich entscheiden, wofür es sich zu kämpfen lohnt: für die gute Seite
in ihm – oder für die böse…
Als bekennender Cover-Fetischist muss ich gestehen, dass
mich vor allem dieses ungewöhnliche Cover angesprochen hat. Letztendlich war es
jedoch dieses sehr interessante Thema das, was mich überzeugt hat und ich wurde
nicht enttäuscht.
Der Einstieg in diese Geschichte war allerdings etwas
holprig, weil ich gezwungen wurde, mich in ein Geschehen einzufügen, ohne
jegliche Hintergrundinformationen erhalten zu haben, und mich mit einer Person
zu identifizieren, die ich nicht einmal kannte. Die Autorin wollte, dass ich mich
durch eine persönliche Anrede in die Perspektive eines Jungen versetze, der
sich in einer sehr bedrohlichen und gefährlichen Situation befand. Dies ist mir
nicht gelungen und ich hatte wirklich bedenken, ob ich dieses Buch weiterlesen
sollte, denn dieser Stil hat mir persönlich gar nicht gefallen. Nach einigen
für den Jungen qualvollen Passagen beginnt Sally Green aus Nathans Perspektive
zu erzählen und hier erfuhr ich dann auch, wie er in diese schauerliche
Situation geraten ist.
Obwohl Sally Green sich nur wenige literarische Elemente zu
Nutzen gemacht hat, wuchs die Handlung zu etwas Gewaltigem heran. Ich bemerkte
beim Lesen kaum, dass sie sich weniger mit der Beschreibung von Nathans
Umgebung beschäftig hat, weil das Geschehen mit jeder Seite spannender
wurde.
Ich war vor allem fasziniert von der Figur Nathan und der
Idee hinter dem Buch. Weiße Hexen, die sich selbst auserkoren haben, um über
gut und böse zu entscheiden. Schwarze Hexen, die kein Mitspracherecht haben,
wenn es um ihr eigenes Leben geht. Und Nathan, der zwischen beiden Seiten steht
und sich auch von beiden Seiten angezogen fühlt, sodass in ihm ein erbitterter
Kampf tobt. Wem soll er vertrauen? Der angeblich guten Seite, die ihn ein Leben
lang kleingehalten und gequält hat, oder der bösen, von der er nur das weiß,
was ihm all die Jahre erzählt wurde. Als Leser durfte ich die sehr authentische
Figur Nathan seit frühester Kindheit bis zu einem großen und alles verändernden
Ereignis an seinem 17. Geburtstag begleiten und wurde mit jedem seiner Probleme
konfrontiert. Sehr sympathisch fand ich besonders, dass er keine typische
Hauptfigur mit besonderen Fähigkeiten ist. Er macht viele Fehler und trotzdem
hatte ich das Gefühl, dass in ihm etwas schlummert, das nur darauf wartet, wach
gekitzelt zu werden.
Obwohl in „HALF BAD: Das dunkle in mir“ viel über magische
Fähigkeiten gesprochen wird, begegnen sie uns Lesern kaum. Wahrscheinlich liegt
das an Nathan selbst, denn eigentlich beschäftigt man sich sehr viel mit seiner
persönlichen Entwicklung und am Ende dieser Geschichte
musste ich Nathan nach einem wichtigen Ereignis verlassen. Vielleicht ändert
sich das mit den Folgebänden dieser Trilogie und es gibt dann mehr magische
Momente zu erleben.
HALF BAD – Das Dunkle in mir von Sally Green
Gebundene Ausgabe: 432 Seiten
Verlag: cbj
Erscheinungsdatum: 31. März 2014
ISBN: 978-3570158425