"Godspeed - Die Ankunft" von Beth Revis, Jugendbuch
Copyright: Dressler

Endlich ist er da – der finale Teil der Godspeed-Trilogie. Nach einem überraschend schwachen zweiten Band gibt Beth Revis alles und schafft es tatsächlich, das Ruder herumzureißen. Die vielen Logikfehler und gähnende Langeweile des Mittelteils sind wie weggeblasen: Was der Suche an Wumms fehlte, wird hier mehr als wett gemacht: Die Ankunft ist eine Explosion aus High-Tech-Elementen, großen Emotionen und tödlichen Ausgängen. Die gesamte Handlung des dritten Bandes lässt sich an, wie ein finaler Endkampf in High Definition mit richtig gutem Sound.

Spoiler-Warnung! Wer die Reihe noch nicht kennt, aber kennen lernen möchte (was ich dringend rate: der erste Band erscheint im September als Taschenbuch), der möge bitte nicht weiterlesen nach dem Break.


Was in Band zwei passierte: Amy und Junior hatten auf der Godspeed alle Hände voll zu tun, nach dem Absetzen von Phydus die Bevölkerung unter Kontrolle zu halten. Aufstände und Meuterei bedrohten das Leben auf dem Raumschiff, dessen Zustand zu allem Überfluss aufgrund seines Alters zunehmend kritisch wurde. Doch als sich herausstellte, dass die Godspeed wider Erwarten längst um einen Planeten kreiste, waren Verwirrung wie Freude gleichermaßen groß. Amy stieß zufällig auf Hinweise von dem inzwischen eisgekühlten Orion, die ergaben, dass eine Landung höchst gefährlich sein würde, da sich auf dem Zielplaneten tödliche Monster befinden sollten. Da das Überleben auf dem Schiff jedoch nicht gesichert werden konnte, beschlossen sie und Junior, mit allen Willigen von Bord zu gehen. Und hier setzt die Handlung des letzten Bandes ein:

Nach der Landung müssen Amy und Junior feststellen, dass Orion mit seinen Warnungen richtig lag – nur dass die Monster, flugsaurierähnliche Riesenvögel, längst nicht die größte Gefahr für die neue Enklave darstellen. Ein unsichtbarer Feind erledigt einen Kolonie-Bewohner nach dem anderen, während sich massive Spannungen unter den Erdgeborenen, die inzwischen aufgetaut sind, und den Schiffsleuten entwickeln. Amys Vater, Leiter der Mission, begegnet Junior und den anderen Godspeed-Leuten mit äußerstem Misstrauen, was die Beziehung zwischen Amy und ihm auf eine harte Probe stellt. Als die Gruppe auf eine Geisterstadt trifft, hebt sich ab, dass sie längst nicht die ersten Siedler auf dem neuen Planeten sind und besser zusammenarbeiten, wenn sie den Rätseln der neuen Welt auf die Spur kommen wollen. Doch jede der Seite scheint ihre Geheimnisse zu haben und während sich Argwohn und Zweifel ausbreiten, geschehen immer mehr Morde. Die neue Welt ist also weniger idyllisch als geplant und Amy sieht sich vor schwere Probleme gestellt. Sie muss sich entscheiden: Zwischen der Godspeed und der Zentauri-Erde, zwischen einem Leben mit ihren Eltern und einem mit Junior und zwischen Versklavung und Soldatendasein. Und egal, wie sie sich entscheidet: Es wird ein blutiger Kampf werden…

Der dritte Band fährt mit allem auf, was ein Leserherz sich wünschen kann: Eine idyllisch-bedrohliche neue Welt mit Dinosauriermonstern und viel High-Tech ist an sich ja schon hervorragend. Das ganze Setting wird von Revis mit großen Gefühlen, wie Machtgier, Hass, Liebe und Leid gewürzt und in verschiedene Handlungsstränge geflochten: Sowohl die Konversationen zwischen der Godspeed und dem Planeten, zwischen Amy und ihren Eltern, zwischen Erd- und Raumschiff-Bevölkerung und zwischen Kolonie und Aliens sind äußerst spannend als auch die Entdeckungen der neuen Welt und das Lösen ihrer Geheimnisse: Von außergewöhnlichen Pflanzen bis hin zu verlassenen Gebäuden und rätselhafter Solarenergie gibt es so einiges zu erforschen.

Zwar merkt man nach wie vor, dass Beth Revis im Sciencefiction-Genre nicht unbedingt zu Hause ist, aber ihre Bemühungen sind gerade für einen Laien sehr anerkennenswert. Viele ursprüngliche Fehler wurden ausgemerzt oder kommen wenigstens nicht mehr vor. Auch Amy, deren Wehleidigkeit und Egozentrik mir in Band zwei die sowieso schon dürftige Handlung verleideten, entwickelt sich an der frischen Luft zu einem starken und unabhängigen Charakter, den man gerne begleitet.

Einziger Wermutstropfen ist, dass Revis ihr Talent nicht bereits in den Vorgängerbänden auf diese Weise entfaltet hat. Denn ihre Fähigkeit, eine unbekannte Welt vor dem Leser-Auge erblühen zu lassen und ihr Talent, einer fiktiven Idee derart viel Leben einzuhauchen, sollte unbedingt genutzt werden. Zu gerne würde ich weitere außerirdische Planeten entdecken und mich von den fantasievollen Eigentümlichkeiten schockieren, verzaubern oder mitreißen lassen.

Wenn ich mir etwas von Beth Revis wünschen dürfte, dann wäre das eine Serie, mit ähnlich großartigen Figuren wie jenen, die die Godspeed bereicherten, mit denen man durchs Weltall reist und gigantische Abenteuer erlebt – wie in Serienform mit der Firefly-Crew. Für mich ist die Ankunft nicht das Ende einer Reihe, sondern der Anfang – denn erst hier hat die Autorin endgültig, aber dafür mit brutaler Intensität, mein Herz gestohlen. Ich bin tatsächlich angekommen. Und nun möchte ich gerne weiterreisen und mich in neuen Nervenkitzel stürzen – bei den Sternen nochmal!

Ach, und eins noch: Die Titel der (übrigens Cover-mäßig wunderschönen) Originalversionen (Across the Universe, A Million Suns, Shades of Earth) finde ich nicht nur inhaltlich schlüssiger als die deutschen (denn die Reise beginnt nicht mit dem ersten Band – auch nicht für Amy) – der Titel „Ankunft“ steht außerdem verwirrend nah an der Cassia und Ky-Reihe des Fischer-Verlags.

Godspeed – Die Ankunft von Beth Revis
Verlag: Dressler/ Verlagsgruppe Oetinger
Hardcover: 480 Seiten
Erscheinungstermin: August 2013
ISBN: 978-3-7915-1678-3

2 Replies to “[Rezension] „Godspeed – Die Ankunft“ von Beth Revis

  1. Wirklich eine schöne Rezi!! 🙂
    Ich möchte Band 3 jetzt auch endlich mal lesen, weil ich die ersten beiden Teile schon so toll fand!! Andererseits will ich nicht, dass die Reihe zuende geht… :/

    Liebe Grüße, Selina

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