"Sannah und Ham" von Tom Ellen und Lucy Ivison, Jugendbuch
Copyright: Chicken House

Vor ungefähr einem Monat rief der Chicken House Verlag eine Bloggeraktion ins Leben, an der Krinkelkroken und ich uns gerne beteiligt haben. Gesucht wurden zwei Bloggerfreunde, die „Sannah & Ham“ von Tom Ellen und Lucy Ivison gemeinsam lesen und anschließend ihre Meinungen dazu auf einem Blog veröffentlichen. Wir haben uns während des Lesens dieser Lektüre nicht untereinander ausgetauscht und erst in diesem Post erfahren wir in kleineren Ansätzen, was uns an dieser Geschichte beschäftigt, gefallen oder gar verstimmt hat.
Da dieses Buch ab heute in den Buchläden erhältlich ist, dürfen wir unsere Meinungen endlich mit euch teilen. Zu diesem Anlass haben wir für ein Sannah & Ham – Spezial einfach eine neue Rubrik eröffnet, in der wir unsere Meinungen gegenüberstellen. In den zwei darauf folgenden Blogposts könnt ihr dann auch noch unsere ausführlichen Rezensionen zu „Sannah & Ham“ lesen. 

Wer verliebt sich schon auf dem Klo?

Inhalt: Genau einen Sommer lang brauchen Hannah und Sam, um ein echtes Liebespaar zu werden.
Dabei ist bereits die erste Begegnung für beide unvergesslich. Wer
verliebt sich schon auf dem Klo? Aber bevor das Schicksal sie endlich
zueinander führt, müssen sie peinliche Situationen überstehen und die
gutgemeinten, aber hirnrissigen Ratschläge ihrer Freunde umsetzen. Und
dann können sie sich – hurra! – vom schrecklichsten aller schrecklichen
Albträume verabschieden: womöglich NIEMALS ihre Jungfräulichkeit zu
verlieren.

Kat: Ich muss ehrlich gestehen, dass ich Klappentexte fast immer meide, weil sie einfach zu viel vom Inhalt verraten. Diesen habe ich gelesen und er klang für mich sehr vielversprechend. Er versprach eine jugendliche Liebesgeschichte mit tiefen Gefühlen, die ich in diesem Buch auch zum Teil gefunden habe. Was ich nicht gefunden habe, waren tiefgründige Themen, die in diesem Buch zwar angesprochen, aber nur oberflächlich abgehandelt wurden. Dabei hat das Grundkonzept so viel Potenzial: zwei Menschen, die sich auf dem Weg ins Erwachsenwerden befinden, sich verlieben und einen langen Sommer genießen können, bevor ein ganz neuer Lebensabschnitt beginnt. 

Krink: Da geht es mir ganz ähnlich: Klappentexte verraten oder versprechen meist zu viel, sodass ich mich auch eher auf Tipps und Erfahrung verlasse. In diesem Fall ja auf deine, Kat. 🙂 Im Nachhinein kann ich feststellen, dass ich den Klappentext gut gewählt finde, ich hätte nur nicht erwartet, dass sich die Geschichte mehr oder weniger NUR ums Erste Mal dreht. Die Dringlichkeit ist mir nicht ganz klar und die Überverbalisierung hat einige Längen verursacht, in denen man vieles anderes hätte thematisieren können. Gerade die Gefühle von Schmetterlingen im Bauch, erotisches Prickeln, Hals-über-Kopf-Verlieben und endloses Sommer-Feeling gehören für mich zu einem perfekten Contemporary Young Adult-Roman, was hier leider zugunsten von Slapstick und Zickenkrieg etwas auf der Strecke blieb.

Kat: Der Titel und das Cover mit seinen sanften Tönen haben mich am meisten angesprochen. Ein Mädchen und ein Junge, verliebt unter einer Kapuze, die ähnlich wie im Titel zu einem Ganzen verschmelzen. 

Krink: Hier hat mich der sonst so stilsichere Chicken House Verlag etwas im Stich gelassen. Titel und Cover fand ich überraschend langweilig, wenn auch ganz süß – war aber im Nachhinein ehrlich enttäuscht, dass das Cover-Mädel nicht mal blond ist – wie Hannah.

Kat: Der Sprachstil ist der Zielgruppe entsprechend recht einfach gehalten und mit vielen temporeichen Dialogen und kraftvollen Ausdrücken bestückt. Für meinen Geschmack waren es zu viele aufeinander folgende Gespräche, bei denen ich nur schwer erkennen konnte, welcher Protagonist sich gerade an welcher Konversation beteiligt.

Krink: Sprache und Dialoge sind schön rasant und konnten über einige Längen hinwegtäuschen. Die Idee mit der Doppelperspektive finde ich für einen Jugendroman großartig, da es gerade zum Thema Sex und Liebe immer (geschlechtergerecht) unterschiedliche Sichtweisen gibt. Etwas schade fand ich dann, dass sich sprachlich gar nicht so große Unterschiede zwischen Hannah und Sam herauskristallisiert haben. Der Einstieg ist außerdem wirklich etwas holprig geraten, vor allem weil mit jeder Menge Namen jongliert wird, aber keine rechte Geschichte jeweils folgt – was übrigens teilweise bis zum Ende des Buches so bleibt, z. B. im Falle von Hannahs uns Stellas Freundinnen. 

Kat: Hannah und Sam wurden authentisch gestaltet und ich war für jede Passage dankbar, bei der sie alleine oder als Paar auftraten. Den restlichen Charakteren fehlte es erheblich an Tiefe und sie wirkten viel jünger auf mich, als sie wirklich waren. Einige Handlungen der Protagonisten waren für mich absolut unverständlich, was durchaus an meinem Alter liegen könnte.

Krink:  Bis auf die Oma sind alle Nebencharaktere irgendwie…überdreht und oberflächlich. Man hat das Gefühl, in einer Reality Show zu stecken. Das SOLL vielleicht authentisch wirken, ist aber tatsächlich überaus konstruiert. Das gilt aber nur für die Nebenfiguren. Hannah und Sam waren als Paar erfrischend normal (wenn die denn mal als Paar erschienen) – auf der anderen Seite fehlte es ihnen dadurch am gewissen epischen Flair, das andere Pärchen der CYA-Szene anhaftet. Auch das Hickhack zwischen den beiden war weniger nervenaufreibend-großartig als haarsträubend-nervig.  

Kat: Und jetzt kommt mein eigentlich größter Kritikpunkt. Wer jugendliche Literatur verfasst sollte immer darauf achten, dass sein Buch nicht zu verharmlosend wirkt. Bei „Sannah & Ham“ wird mit vielen sehr wichtigen Themen wie Erster Sex oder Alkohol- und Drogenkonsum sehr unachtsam umgegangen. In diesem Buch geht es vor allem darum, dass die Protagonisten ihren ersten Sex erleben wollen. Egal wo und mit wem und sei es im Vollrausch auf einer Party – Hauptsache, man bringt es irgendwie hinter sich. Diese Herangehensweise hat mir persönlich gar nicht gefallen und ich hätte mir gewünscht, dass beide Autoren diese so wichtigen Themen etwas sorgsamer und ausführlicher bearbeiten.

Krink: Der laxe Umgang mit Rauschmitteln liegt vielleicht im Herkunftsland der Autoren. Mir ist schon vermehrt aufgefallen, dass Serien und Literatur jenseits der USA sehr viel toleranter mit Konsum dieser Art umgehen. Hier stellt sich natürlich wieder die Frage nach der Authentizität, also ob man zugunsten der Moralität die Authentizität fallen lassen sollte. Ich persönlich hätte kein Problem mit einer realistischen Darstellung, auch wenn sie ein moralisch fragwürdiges Bild vermitteln würde. In diesem Fall finde ich jedoch vor allem die jungfräuliche Sex-Bessenheit à la „American Pie“ eher konstruiert und seltsam. Meiner Meinung nach gibt es auch noch etwas zwischen „gar kein Sex“ und „entjungfert“, aber diese Zwischenschritte scheinen den Autoren fremd zu sein. Wenigstens werden Kondome erwähnt…

Wer jetzt neugierig auf unsere komplette Buchbesprechung geworden ist, sollte uns hier in den nächsten Stunden wieder besuchen. Um diese Zeit zu überbrücken empfehle ich die Leseprobe.

Und auch wir sind neugierig geworden: Was zeichnet eigentlich ein perfektes Contemporary Young Adult-Buch für euch aus? Ist euch eine romantische Liebesgeschichte am wichtigsten, oder legt ihr eher wert auf heiße Sex-Szenen? Sollte ein Jugendbuch authentisch sein, oder doch lieber Vorbildcharakter haben? Wir sind gespannt auf eure Meinungen!
 

8 Replies to “[Rezension] „Sannah & Ham“ von Tom Ellen und Lucy Ivison

  1. Huhu!
    Ich bin immer der Meinung, dass ein Jugendbuch davon lebt, wie realistisch die Geschichte ist. Ich finde nichts verwerflicher als den heutigen Jugendlichen falsche Vorstellungen von der Liebe oder von Freundschaften zu vermitteln. Sex Szenen gehören heute dazu, dann aber auch bitte angenehm geschrieben und nicht abgehoben und abgedreht, so dass man nur noch den Kopf schütteln kann.
    Ich brauche Geschichten, in denen ich alles verstehe, alles nachvollziehen kann und die Geschichte ohne mich aufzuregen lesen kann. Dann empfehle ich sie auch meinen Schülern!
    LG

  2. Hallo! 🙂
    ich finde eine süße, romantische Liebesgeschichte viel viel schöner als irgendein heißer Roman, der sich nur um Sachen wie Sex etc dreht. So etwas lese ich überhaupt nicht gern, auch wenn es zugegebenermaßen zu einem Young-Adult-Buch dazugehört, zumindest teilweise. Das hängt dann aber auch davon ab, wie es umgesetzt wird.
    Am schönsten finde ich Liebesgeschichten, die nicht so viele Klischees beinhalten, wie Liebe auf den ersten Blick, anziehender Bad-Boy usw., also Stories, die originell, aber nicht zu weit hergeholt sind.
    Realistisch sollten sie auch sein, wie der Kommentar über mir schon schreibt, damit hat man schon so eine Art "Vorbildfunktion", wenn man weiß, wie die Liebe ablaufen kann.
    Eine gute Mischung aus beiden wäre natürlich perfekt! 🙂
    Liebe Grüße,
    Noemi

  3. Hallöchen 😛

    Also ich finde ein Young Adult Buch sollte möglichst authentisch und nicht immer das perfekte Bild einer Beziehung zeigen,es ist nunmal so,seien wir ehrlich,dass nicht immer alles perfekt ist.Klar soll es irgendwie eine Vorbildfunktion haben,aber kein falsches Bild vermitteln.Ich finde auch,dass zu einem schönen Jugendbuch für junge Erwachsene,d.H. für mich so die Zielgruppe ab 16 Jahren Sex und auch eine schöne Liebesgeschichte schon irgendwie dazu gehört,da Jugendliche immer früher reifer werden und es mittlerweile schon fast normal ist in diesem Alter aber diese sollte dann auch realistisch und nicht zu abgehoben gestaltet sein.

    Liebe Grüße

    Vanessa

  4. Hey 😀
    Ich lese Yound Adult Bücher am liebsten, wenn sie authentisch sind. Nichts ist schlimmer als ein Buch zu lesen, das absolut absurd und die Situation kaum vorstellbar ist. Dann wird es schnell langweilig.
    Sex gehört sicherlich irgendwie dazu, sollte aber für meinen Geschmack nicht im Vordergrund stehen.
    Irgendwas besonderes sollte ein Young Adult Buch aber haben – nur immer "ähnliche" Geschichten zu lesen, langweilt dann doch. Es sollte sich also irgendwie von den anderen abheben.
    Liebe Grüße
    Judith

  5. Ich finde Young-Adult-Bücher sieht jeder anders. Ich finde es sollte perfekt für junge Erwachsene geschrieben sein. Einerseits etwas fantasy, andererseits schon ein bisschen erwachsener geschrieben. Außerdem wären junge Erwachsene, als Protagonisten sehr wichtig.
    Liebe Grüße ♥

  6. Ich finde Young-Adult-Bücher sollten realistisch geschrieben sein. Sex gehört klar dazu, sollte sich aber nicht nur darum drehen. Immerhin gibt es in dem Alter noch viel mehr was Jugendliche beschäftigt. Super ist auch, wenn das Buch eine gewisse Vorbildfunktion aufweist ohne das man das Gefühl vom "erhobenen Zeigefinger" hat.

    LG
    SaBine

  7. Ich für meinen Teil finde das Sex vielleicht am Rande erwähnt werden kann, aber für mich definitiv in keinem Jugendbuch vorkommen soll. Ich mag Realitiät auch nur bis zu einem gewissen Rahmen. Da ich lese um in Geschichten abtauchen zu können und meine Umwelt zu vergessen, sollten sie auch einen gewissen Charme ausstrahlen. Da darf die Liebe ruhig mal lieber größer sein als in der Wirklichkeit. Zu größe Abstürze (z. B. bei Drogen, will ich da gar nicht lesen. Ich möchte mich beim Lesen entspannen und nicht noch deprimierter werden). Eine Vorbildfunktion finde ich gut, wenn man den Protagonisten mag. Die Protagonistin/der Protagonist sollte aber nicht zu überzogen vorbildlich sein sondern auch kleine Fehler haben dürfen. Dann ist die Hauptperson nämlich viel sympathischer 🙂

    LG
    Sarah
    sarah.staudt@ymail.com

  8. Mir ist bei einem perfekten Contemporary Young Adult-Buch eine romantische Liebesgeschichte wichtiger als heiße Sex-Szenen. Letztere sind meiner Meinung nach gerade bei dem empfohlenen Lesealter eher Geschmackssache. Für den einen ist es oft zuviel, für den anderen zu wenig, zu lasch und eventuell nicht authentisch genug. Das hängt wohl stark von den selbst gemachten Erfahrungen in dem Bereich in dem Alter ab. Deswegen finde ich es besser, wenn darauf kein Schwerpunkt liegt.

    Bei der Wahl zwischen Authentizität und Vorbildcharakter würde ich mich eher für die gesunde Mitte entscheiden. Ein Roman sollte nahe genug an der Realität sein, um glaubhaft zu sein und damit ich mich mit den Charakteren identifizieren kann, darf aber gerne auch ein wenig Vorbildcharakter haben, denn ich denke, dass die Zielgruppe durchaus auch etwas für das eigene Leben aus der Geschichte mitnehmen kann und sollte.

    LG Petra

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