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Giovanni, 17, lebt seit seiner
frühesten Kindheit alleine mit seinem Vater in Verona. Getrennt von seiner
Mutter, die zusammen mit Giovannis Zwillingsschwester Selvaggia in Genua lebt.
Zwillinge – so sagt man – haben
ein besonderes Geschwisterverhältnis, sie verstehen einander
wie sonst kein Mensch den anderen. Wenn Zwillinge getrennt werden, getrennt
aufwachsen und sich das erste Mal begegnen, empfinden sie ein tiefes Wiedererkennen der eigenen Person – Erkenntnisse, die
auch die Zwillingsforschung wissenschaftlich untermauert. Das erste Treffen von
getrennt lebenden Zwillingen, die sich nicht aktiv an den Bruder, die Schwester
erinnern können, wird mit Aufregung erwartet und löst häufig zunächst
zwiespältige Gefühle aus, die meist rasch in das Gefühl der absoluten Übereinstimmung und Nähe umschlagen.
ein besonderes Geschwisterverhältnis, sie verstehen einander
wie sonst kein Mensch den anderen. Wenn Zwillinge getrennt werden, getrennt
aufwachsen und sich das erste Mal begegnen, empfinden sie ein tiefes Wiedererkennen der eigenen Person – Erkenntnisse, die
auch die Zwillingsforschung wissenschaftlich untermauert. Das erste Treffen von
getrennt lebenden Zwillingen, die sich nicht aktiv an den Bruder, die Schwester
erinnern können, wird mit Aufregung erwartet und löst häufig zunächst
zwiespältige Gefühle aus, die meist rasch in das Gefühl der absoluten Übereinstimmung und Nähe umschlagen.
Giovannis Reaktion auf die Ankündigung seines Vaters, dass
Selvaggia mit ihrer Mutter wieder nach Verona ziehen wird, ist zunächst Abweisung.
Hat er doch so viele Jahre auch ohne die beiden verbracht. Außerdem kennt er
seine Mutter nur als recht flatterhaftes Wesen, das keine dauerhafte Beziehung
eingehen kann oder will. Selvaggia hingegen ist ihm fremd und er befürchtet
eher negative Auswirkungen auf das Familienleben durch ihre Anwesenheit. Das
erste Treffen der Zwillinge scheint diese Befürchtungen zu bestätigen.
Selvaggia wirkt abweisend, fast schon arrogant und höchst manipulativ. Und doch ist da etwas,
das ungekannte und verstörende Regungen in Giovanni auslöst.
Er ist ein junger Mann, mitten im Erwachsenwerden und
teilweise noch stark im Würgegriff der eigenen Körperchemie gefangen.Überrascht
und gleichzeitig angewidert von den eigenen Gefühlen, stellt er fest, dass
Selvaggia ihn nicht nur als Schwester interessiert …
Die Alchemie der Nähe ist der Debütroman der selbst noch
blutjungen Italienerin Gaia Coltorti, der die ewige Geschichte von verbotener Liebe
erzählt. Coltorti erweitert die klassische Tragödie von Romeo und Julia, die
sich aufgrund einer Familienfehde nicht lieben dürfen, um ein starkes
Tabuthema: Inzest. Sie tut dies
überraschend einfühlsam und leichtfüßig. Hie und da zeigen Verweise auf
Klassiker – nicht nur der italienischen Literatur – dass die Autorin ihren
Kanon kennt.
Dennoch lässt mich ihre Entscheidung, die Geschichte der
Zwillinge aus der Du-Perspektive, die ausschließlich Giovanni anspricht, zwiegespalten
zurück. Zu Beginn ist der Leser sofort mitten im Geschehen, da er die Ereignisse
seit des ersten (fatalen) Aufeinandertreffens mit Selvaggia gemeinsam mit
Giovanni Revue passieren lässt. Hier entwickelt sich ein gewisser Sog, der aber
aufgrund der immer selben Perspektive auf Dauer etwas ermüdend wirkt. Zu gerne
hätte ich die direkten Gefühle Selvaggias erfahren. Und das nicht nur aus
dritter Hand, über die Erinnerungen ihres Bruders und den damit verbundenen
Unschärfen. Immer ist es Giovannis Sicht der Dinge, die die Verwirrung der
beiden jungen Leute zeigt – leider. Eine Gegenschau von Selvaggia hätte dem Ganzen
einen zweiten, eigenen Ton geben können, der den Bruch des Tabus vielleicht
nicht ganz so hormongeschwängert hätte wirken lassen.
Auf mir ein wenig zu langen 366 Seiten werden die Qualen
des liebeskranken jungen Paares, das mit sich und den Umständen kämpft sehr
deutlich. Ein stetiges Wechselbad der Gefühle, ein ständiges Anziehen und
Abstoßen des einen Menschen, der die Erfüllung aller Träume verheißt, der einen
selbst zu vervollständigen scheint, ohne den man sich halb vorkommt anstelle
von ganz – das hätte vielleicht auch auf ein paar Seiten weniger gepasst.
Aber all das ist für eine siebzehnjährige Autorin (so alt
war Coltorti, als sie das Buch schrieb), die sich an ein durchaus gewagtes
Tabuthema traut, vielleicht auch etwas viel verlangt.
Die Alchemie der Nähe ist auf jeden Fall ein
gewagtes, mutiges und gelungenes Debüt.
WERBUNG
Folgende Links kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung
Die Alchemie der Nähe von Gaia Coltorti
Gebundene Ausgabe: 368 Seiten
Verlag: Karl Blessing Verlag
Erscheinungsdatum: 30. September 2013
ISBN: 978-3896675071
Ohhh das Buch klingt wirklich schön
Danke für deine schöne Rezension 😀
Kommt gleich auf meine ToDo-Liste (:
Liebst, Lotta
Schön, dass Dir die Rezension gefällt – ja, das Buch hat was, eindeutig.
Herzliche Grüße, Bri