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Meine lieben Ostergeister, heute habe ich wieder einmal ein schaurigschönes Grusel-Schmuckstück zu präsentieren, das sich ganz wunderbar in unser Shelf-of-Horrors einfügen wird. Ihr werdet euch jetzt denken: „Was – Ostergeister?! Hört die denn nie auf mit ihrem Horrorschnickschnack? Ostern ist doch nun wirklich die unpassendste Jahreszeit für Schauerliteratur!“ Aber nein, sage ich euch darauf, im Gegenteil: Je skurriler die Verknüpfung zu Horror – desto besser! Diese These unterstützt das neue Meisterwerk von Chris Riddell für große und kleine Gruselfans: „Ada von Goth und die Geistermaus“. Da geht es zwar nicht um Ostern, aber so ein Adelsleben kann auch ganz schön spukig sein – vor allem wenn ein metaphorisches Rennen auf Steckenpferden durch den gebrochen Flügel von Schloss Gormengraus bevorsteht…
Zum Inhalt: Ada von Goth lebt mit ihrem Vater Lord Goth, der sich seit dem Tod seiner Frau zurückgezogen hat und seiner Tochter aufgrund der großen Ähnlichkeit zu ihrer Mutter weitestgehend aus dem Weg geht, auf Schloss Gormengraus. Tagtäglich erkundet sie die Steckenpferdställe, den geheimen – oder den noch geheimeren – Garten – oder sogar den hinterletzten Garten (noch nicht fertigegestellt), das ernste Lustschloss und den überreich verzierten Brunnen. Obwohl das hochherrschaftliche Gelände einiges zu bieten hat, ist Ada einsam. Das ändert sich umgehend als eines Nachts die Geistermaus Ishmael – zu Tode gekommen beim Stibitzen köstlichstem Blauen Grausers durch eine hinterhältige Falle – vor ihrem Bett steht, die aufgrund einer unerledigten Angelegenheit zum ewigen herumspuken verdonnert ist. Gemeinsam versuchen Ada und Ishmael diesem Geheimnis auf die Spur zu kommen und entdecken dabei eine ungeheuerliche Verschwörung, die das Leben auf Schloss Gormengraus für immer verändern wird…
Was soll ich sagen? Es gibt nichts an dieser Perle der britischen Jugend-Schauerliteratur auszusetzen – ergo bin ich des Lobes voll in jeder Hinsicht. Besonders positiv hervorzuheben wäre die brillante Vermischung von Kinderbuch-Handlung und Verballhornung von Elementen der britischen Geschichte und Literatur. Derartige Versuche wurden schon oft unternommen und sind meist kläglich gescheitert. Hier bekommt jeder, der die Anspielungen nicht versteht – oder nicht erkennt – eine zauberhafte, geistreiche und liebenswerte Geschichte vorgesetzt, in der Werte wie Familie, Freundschaft, Kameradschaft und Integrität hoch gehalten und mit schelmischer Abenteuerlust und jugendgerechter Spannung verknüpft werden. Eingeweihte – wahrscheinlich Erwachsene – entdecken zusätzlich auf jeder Seite subtile Anspielungen und humoristische Rezeption diverser Kulturgüter. Die Plagiat-affine Mary Shellfish (Mary Shelley) oder der Landschaftarchitekt Ludwig von Kschell (Ludwig von Sckell) werden wohl zwei der deutlichsten Adaptionen sein. Der Geschichte wird durch das gelegentliche Rätseln über die skurrilen Ideen und ihre möglichen Vorbilder ein zusätzlicher Reiz verliehen. Nicht selten bleiben die Ursprünge im Dunkeln (wenn einer von euch weiß, was es mit dem für Fußnoten zuständigen abgetrennten Schriftsteller-Fuß von der Schlacht von Baden-Baden-Württemberg-Baden auf sich hat – bitte klärt mich auf!).
Und auch äußerlich und stilistisch ragt das Büchlein aus der Menge empor: Die Illustrationen des Autors Chris Riddell fügen sich fantastisch in die Geschichte ein und machen das ohnehin bezaubernde Leseerlebnis auch noch sehenswert. Stört es euch oft genauso wie mich, wenn Bilder nicht den Text widerspiegeln, weil die Illustratoren die dazugehörige Geschichte offenbar gar nicht gelesen haben? Das ist hier aufgrund der Übereinstimmung von Autor und Illsutrator zum Glück nicht der Fall, sodass man sich in jedem noch so kleinen Detail verlieren kann. Deswegen sollte man unbedingt – trotz der überschaubaren Seitenzahl – genug Zeit für die Lektüre einplanen – jede Seite bietet Anlass zum Verweilen.
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Hinter der inneren Ausstattung bleibt die äußere keinesfalls zurück: Ein matt-samtener Umschlag, dekoriert mit schimmerndem Totenkopf-Paisley-Muster und lilanem Lack auf dem Buchschnitt lässt den Besitzer dieses Buches durchaus erwägen, es im Regal auf einem Extraständer „auszustellen“. Ein schwarzes Lesebändchen erspart das externe Lesezeichen.
Wer also auf der Suche nach einer amüsanten, „very british“ Lektüre mit Gruselfaktor ist, dem sei „Ada von Goth“ wärmstens ans Herz gelegt. Auch zum gemeinsamen Lesen von Eltern und Kind (ab 10) eignet sich dieses Büchlein hervorragend. Allerdings sollten weder Groß noch Klein ein Problem mit abgetrennten Füßen, Vampirgouvernanten oder liebenswerten Monstern haben, da der nächtliche Schlaf ansonsten doch etwas gefährdet sein könnte.
Wer also noch schnell etwas für das Osternest besorgen möchte, der weiß nun, dass er in der nächsten Buchhandlung geeignete Lektüre findet. Und nun wünsche ich allen meinen Lesehasen ein frühlingshaftes, entspanntes Osterfest und einen reichhaltigen – je nach Alter – schokoladigen oder likörhaltigen Eierspuk! Bis bald und „Pick-A-Boo“ sagt Eure
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Ada von Goth und die Geistermaus von Chris Ridell
Originaltitel: „Goth Girl and the Ghost of a Mouse“
Band: 1
Altersempfehlung: ab 10 Jahren
Hardcover: 224 Seiten
Verlag: Fischer Sauerländer
Erscheinungstermin: 5. März 2015
ISBN: 978-3-7373-5162-1
Danke für deine schöne Buchbesprechung! Wenn ich es gestern im Buchladen gefunden hätte, wäre es doch glatt mitgekommen. Es sieht wirklich klasse aus und hört sich wirklich gut an. Wäre diese Geschichte auch etwas für kleine Jungs? 😉
LG
Für Jungs auf jeden Fall – es kommt auch eine männliche (menschliche) Hautfigur in Adas Alter vor. Zu klein sollten die Leser und Leserinnen aber nicht sein, weil zeitweise doch etwas "gruselig" ist. Kurz: Jungs ab 10 können beherzt zugreifen. 🙂
LG
Okay dann warten wir lieber noch 9 Jahre 🙂
Die sind ja schnell rum…
Hach ich hatte das Buch auch in der Hand.
Schon von weiter weg sah es so toll aus 🙂
Nach deinem Post dazu, bin ich mir ziemlich sicher, dass ich es noch ein kleines bisschen mehr haben möchte 😀
LG, Esther
Ja! Ada verdient es, in jedem Bücherregal ausgestellt zu werden. 🙂 LG