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Eine Bemerkung vorab: Lauren Wolks neuer Roman „Der Sommer, in dem der Blitz mich traf“ ist die Fortsetzung von „Das Jahr, in dem ich lügen lernte“. Leider geht dies aus der Beschreibung des Verlags nicht hervor. Obwohl man die Geschichte ohne Kenntnis des Vorgängers lesen kann, empfiehlt es sich, mit Band eins zu beginnen, da häufig Bezug genommen wird.
Ich habe „Das Jahr, in dem ich lügen lernte“ 2017 sehr gerne und gefesselt gelesen (Rezension HIER). Darin geht es um die junge Annabelle, die in den 40er Jahren im ländlichen Amerika aufwächst und während eines Sommers erlebt, wie Lügen und Vorurteile zu schrecklichen Ereignissen führen.
Kleine Farm und einige Probleme
Band zwei „Der Sommer, in dem der Blitz mich traf“ ist in seiner Erzählweise ähnlich und erinnerte mich in Grundzügen an den Serienklassiker „Unsere kleine Farm“. Im Mittelpunkt steht eine Farmersfamilie, die einfache Dinge und Werte wie Zusammenhalt, Ehrlichkeit und Hilfsbereitschaft schätzt. Die Familienmitglieder arbeiten hart, ernten und verarbeiten Obst und Gemüse und kümmern sich um die Tiere der Farm, zu denen Annabelle eine besonders starke Verbindung hat.
Als Annabelle eines Tages vom Blitz getroffen wird, verändert sich ihr Leben auf unerwartete Weise: Sie kann plötzlich die Gefühle von Hunden wahrnehmen. Diese Fähigkeit führt dazu, dass sie das Geheimnis ihrer neuen Nachbarn lüftet. Doch das ist nicht alles. Annabelle lernt, dass die Dinge oft vielschichtiger sind, als sie scheinen und man nicht vorschnell urteilen sollte. Damit greift Lauren Wolk ein Motiv des ersten Bandes erneut auf.
Abenteuer für groß und klein
Der Schreibstil der US-amerikanischen Autorin ist leicht, einnehmend und manchmal geradezu poetisch, sodass sich das Buch fast von selbst liest. In Interviews sagt Lauren Wolk, dass sie eigentlich für Erwachsene schreibt. Ich würde ihre Werke als All-Age-Romane bezeichnen, in denen schwierige Themen in abenteuerlich-idyllischen Geschichten eingebettet sind. So behandelt dieses Buch unter anderem das Thema Kindesmisshandlung auf leicht verdauliche Weise. Der Hanser Verlag gibt eine Leseempfehlung ab 12 Jahren. Dem stimme ich zu.
Positiv hervorzuheben ist, dass Lauren Wolk ihre Charaktere in „Der Sommer, in dem der Blitz mich traf“ mit mehr Grautönen ausstattet, die ich im ersten Band weitestgehend vermisst habe. Der „übersinnliche“ Teil der Story, in dem es um das Verstehen von Hunden geht, ist nicht so zentral, wie man vermuten könnte und fügt sich insgesamt glaubwürdig ein. Das liegt auch an Protagonistin Annabelle, die ein sympathisches, aufgewecktes Mädchen ist, das zu keinem Zeitpunkt die Bodenhaftung verliert. Man beendet dieses Buch mit einem warmen Gefühl, was typisch für Lauren Wolks Geschichten ist.
Ich hatte eine sehr angenehme Zeit auf dem Land mit Annabelle und ihrer Familie. „Der Sommer, in dem der Blitz mich traf“ ist gut geschrieben, man fliegt nur so durch die Seiten. Obwohl einige Probleme romantisierend gelöst werden, wagt sich die Autorin mit Feingefühl an schwierige Themen.
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Der Sommer, in dem der Blitz mich traf von Lauren Wolk
Original: My own lightning
Übersetzung: Birgitt Kollmann
Verlag: Hanser Verlag
Erschienen: 18. Februar 2025
E-Book: 304 Seiten
ISBN: 978-3446282551
Empfohlenes Lesealter: ab 12 Jahren