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Wer regelmäßig diesen Blog besucht, weiß, dass ich mich
gerne auf Experimente einlasse und zu mir fremden Autoren oder Bücher fernab
meines favorisierten Genre greife. Vor einiger Zeit bin ich beim cbj Verlag auf
ein interessantes Jugendbuch von Sophie Kinsella gestoßen, dessen Thematik
vielversprechend klang. Gut, ich lese sehr viele Jugendbücher und somit ist „Schau mir in die Augen, Audrey“ kein großes Wagnis gewesen. Doch Sophie
Kinsella ist in diesem Zusammenhang mein Experiment, denn diese Autorin
begeistert viele Leser im Bereich Chick-Lit, einem Genre, das ich eher meide. Ich
entschied mich bei diesem Titel bewusst für das Hörbuch. Denn so konnte ich es sehr
gut auf meinen längeren Autofahrten hören, ohne dabei die mir zur Verfügung
stehende Lesezeit zu opfern.
In Audreys Leben geht es manchmal drunter und drüber, was
nicht zuletzt an ihrer etwas unkonventionellen Familie liegt: Ihre Mutter hat
stets und ungefragt einen guten Ratschlag, den ihre drei Kinder bitte
schnellstmöglich umsetzen müssen. Tun sie es nicht, droht ein hysterischer
Anfall mütterlicherseits. Sätze wie: „Als ich in deinem Alter war, habe ich
schon Dickens gelesen“, sind an der Tagesordnung und diese gut gemeinten Ratschläge
harmonieren keineswegs mit den Ansichten und Interessen ihrer Adressaten. Da ist
Streit vorprogrammiert. Audrey gerät nicht selten zwischen die Fronten und
hält sich deswegen gerne etwas abseits, denn sie trägt noch etwas mehr Ballast
mit sich herum, den es zu verarbeiten gilt. Ihr ständiger Begleiter ist eine
Sonnenbrille, hinter der sie sich und eine Angststörung verbergen möchte. Auf
Anraten ihrer Therapeutin beginnt Audrey, einen Dokumentarfilm über ihre
verrückte Familie zu drehen. Dabei gerät ihr immer häufiger der gar nicht so
unansehnliche Freund ihres großen Bruders vor die Linse und zwischen ihnen
entwickelt sich eine ganz besondere Beziehung.
In diesem Buch berichtet Audrey über ihr alltägliches
Familienleben und lässt nach und nach Bruchstücke aus ihrer bewegenden Vergangenheit
mit einfließen, um dem Leser die Ursachen ihrer Angststörung näherzubringen. Somit
bekommt man einen sehr guten Einblick in Audreys Gefühlswelt und eine Ahnung
davon, wie schwer es ist, gegen eine seelische Erkrankung anzukämpfen. Durch
ihre authentische Erzählweise konnte mich Audrey sehr für sich einnehmen.
Fast jede Mutter möchte das Beste für ihre Kinder und ist
darauf bedacht, dass sich ihre Kinder gesund ernähren und etwas Sinnvolles mit
ihrer Freizeit anfangen. Allerdings übertreibt es Audreys Mutter und ihre
hysterischen Anfälle haben meine Nerven etwas überstrapaziert. Doch im Laufe
der Geschichte zeigt sich, was hinter diesen Allüren steckt und ich konnte
etwas mehr Verständnis für sie aufbringen.
In dieser Geschichte nehmen die Streitigkeiten von Audreys
Mutter und ihrem computersüchtigem Bruder großen Raum ein. Für meinen Geschmack
war es etwas zu viel und ich hätte mich lieber etwas mehr mit Audrey selbst und
ihrer aufkeimenden Liebe beschäftigt.
Sophie Kinsella hat mit einem leichten und an die Zielgruppe
angepassten Stil ihre Geschichte interessant gestaltet. Sie lässt ihre
literarische Hauptfigur neben vielen schönen Ereignissen einige schwierige
Situationen durchleben. Dabei geht sie nicht all zu sehr in die Tiefe und beschreibt
nur karg die Ursachen von Audreys Erkrankung. Ihre Protagonisten sind
authentisch gestaltet, haben Ecken und Kanten und sie entwickeln sich im Laufe
der Handlung weiter. Viele Passagen werden durch eine leichte Liebesgeschichte
und Filmsequenzen aus Audreys Projekt aufgelockert. Somit wird die Handlung nie
zu gewichtig, aber es geht auch etwas an Tiefe verloren.
Das Hörbuch „Schau mir in die Augen, Audrey“ wird von Maria
Koschny gesprochen, die ihre Aufgaben glänzend meistert. Sie verleiht jeder
literarischen Figur zusätzlich eine Prise Persönlichkeit. Was mir jedoch im
Fall von Audreys Mutter die Ohren klingeln ließ. Diese wird von der Autorin
schon sehr zickig dargestellt, bekommt von Maria Koschny endgültig den Stempel „Nervensäge“
aufgedrückt.
„Schau mir in die Augen, Audrey“ von Sophie Kinsella ist eine Geschichte, die durch ihr interessantes und abwechslungsreiches Thema viele junge
Leser überzeugen kann. Mir persönlich fehlte es etwas an Tiefe und die
Nebenschauplätze nahmen zu viel Raum ein, um gänzlich überzeugen zu können.
Trotzdem werde ich auch weitere Werke von Sophie Kinsella verfolgen.
Ich habe das Hörbuch auch gehört und es könnte ich ebenfalls überzeugen, auch wenn ich mir ein wenig mehr Erklärungen am Ende gewünscht hätte! LG
Ja, das wäre gut gewesen. Es ist ja eine gekürzte Version und wahrscheinlich haben diese Kürzungen der Geschichte nicht gut getan.
LG