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„Guides – Die erste Stunde“ von Robison Wells ist – kurz gesagt – ein Fun-Read, eine unterhaltsame, spannende Geschichte für trübe Regennachmittage oder einen Sonnentag auf einer Decke im Park (sofern die Temperaturen irgendwann nochmal über 10 Grad steigen). Das Buch wäre eine prima Vorlage für einen Hollywoodfilm. Man müsste nichts verändern, sondern könnte es 1:1 als Drehbuch übernehmen. Und das meine ich nicht negativ, sondern als Lob. Ich hatte einige Stunden lang viel Spaß mit den „Guides“ und habe vor allem teuflisch lange herumgeknobelt, was es mit dem Rätsel um die Aliens auf sich hat … bin aber trotzdem nicht auf die Lösung gekommen. Der Autor hat mich gekonnt in die Irre geführt und einige Male überrascht.
Worum geht’s?
Um ein riesenhaftes Raumschiff, das mitten in Minnesota auf die Erde gestürzt ist und dabei zehntausende Menschen unter sich begraben hat. Niemand weiß, was sich in dem gigantischen UFO befindet, denn auch nach Tagen hat sich kein Ausstieg geöffnet und sich kein einziger Außerirdischer gezeigt. Möglicherweise ist das auch gut so, denn dass die Aliens nach diesem tragischen Crash wirklich Gutes im Sinn haben, wird von vielen bezweifelt. Auch von der 17-jährigen Alice, die von ihrem Vater, der für die NASA arbeitet und die Absturzstelle erkundet, auf ein Internat ganz in der Nähe der Katastrophe geschickt wird und damit eine beängstigende Nähe zu den Ereignissen hat.
Robison Wells leichten und längenfreien Schreibstil kannte ich schon. Er scheint eine Vorliebe für einen sehr direkten Einstieg und abgelegene Internate zu haben, denn beides findet man auch in seiner Dilogie „Du kannst keinem trauen“/“Ihr seid nicht allein“. Ansonsten aber hat die Handlung keine Ähnlichkeit. Viel verraten sollte man ohnehin nicht, denn der Clou ist, dass weder Alice noch der Leser eine Ahnung haben, was als nächstes geschieht. „Guides – Die erste Stunde“ ist anfangs pures Kopfkino, im wahrsten Sinne des Wortes, denn natürlich kommen nicht nur Alice und ihren neuen Internatsfreunden, sondern auch dem Leser sofort sämtliche Science-Fiction-Filme der letzten cineastischen Jahrzehnte in den Sinn – von ET bis Aliens. Alle Überlegungen münden in der einen, alles entscheidenden Frage: Was zur Hölle verbirgt sich in dem Raumschiff? Sind es kleine, schrumpelige, gutmütige Knuddelaliens oder aber menschenfressende Monster? Das wird natürlich nicht verraten. Als Leser weiß man immer exakt soviel wie Alice und darf sich gemeinsam mit ihr überraschen lassen.
Wie gesagt, hat mich der Autor hier (zu meiner großen Freude) an der Nase herumführen können. Er lässt bekannte Verschwörungstheorien einfließen, macht aber etwas Eigenes daraus und die Umsetzung hat für mich größtenteils funktioniert. Sehr großzügig hinwegsehen muss man allerdings über die Kompetenzen, die den Jugendlichen im Laufe der Geschichte zugestanden werden und die es ihnen ermöglichen, immer mitten im Geschehen zu sein. Das ist natürlich kompletter Unsinn. Aber sehr unterhaltsamer Unsinn.
Alice selbst, ein Teenager mit indianischen Wurzeln mütterlicherseits, ist eine schlagfertige und witzige Protagonistin, die den humorvollen Ton im Buch vorgibt und durch ihren Mut und ihre Offenheit zugleich eine echte Sympathieträgerin ist. Eine kleine Liebesgeschichte entwickelt sich auch, sehr angenehm und gleichberechtigt mitten in den Wirren um das Alienmysterium.
Das Finale ist gemessen an der ruhigen, fies-schlummernden Spannung des Hauptteils extrem kurz geraten, hier hätte ich mir einige Seiten mehr gewünscht und hatte den Eindruck, dass Wells seine Story nach einer ganz bestimmten Wendung möglichst schnell zu Ende bringen wollte. Das war etwas uninspiriert und unübersichtlich! Den Lesespaß hat es allerdings nicht ernsthaft getrübt. Es war trotzdem ein amüsantes und aufregendes, kompaktes, kurzweiliges Abenteuer!
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Originaltitel: Dark Energy
Broschiert: 272 Seiten
ISBN: 978-3959670937
Altersempfehlung: 14 – 16 Jahre