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Manchmal gibt es Bücher, die trotz ihres Umfangs und ihrer
zahlreichen Kapitel so nichtssagend und unbedeutend sind. Und dann gibt es
Bücher, die mit nur wenigen Seiten so vieles erzählen und ihre Leser auf
eindringliche Weise bewegen. Wie „Zweet“, dem neuen Jugendbuch von Marit
Kaldhol, das ich vor Kurzem für mich entdecken durfte. In dieser Geschichte
geht es um sehr gewichtige Themen, die eigentlich immer aktuell sein dürften: Kaldhol
berichtet auf beeindruckende Weise von Mobbing, Liebe und dem Anderssein.
Als ich den ersten von insgesamt drei Teilen von „Zweet“
las, lernte ich Lill-Miriam kennen, die sich nach einem Giftgas-Alarm in ihrer
Schule versteckt hält. Es ist aus ihrer Sicht ein selbst gewähltes Gefängnis,
in dem sie sich vor Terroristen schützt, die ihre Schule mit Giftgas angegriffen und
ihre Mitschüler in Bussen verschleppt haben. Um ihre Angst doch noch gefunden
zu werden und dasselbe Schicksal wie ihre Mitschüler zu teilen, abzumildern,
lässt sie ihre Gedanken in ihre Lieblingswelt – die Welt der Insekten – abschweifen.
Liest man die ersten Passagen bemerkt man rasch, dass Lill-Miriam einen sehr
eigenen Erzählstil hat – oft wirkt sie etwas fahrig und schweift immer vom
eigentlichen Thema ab. Trotzdem wird man als Leser sehr neugierig und möchte
wissen, ob man mit seinen Vermutungen bezüglich Lill-Miriam richtig liegt. Denn
sie wirkt anders, eben besonders.
Nachdem man im ersten Teil etwas über die Geschehnisse in
der Schule und viele Informationen zu Insekten erhalten hat, bringt Marit
Kaldhol eine weitere sehr interessante literarische Figur in die Handlung.
Susan berichtet aus ihrer Sichtweise über die Ereignisse nach dem Giftgas-Alarm
und darüber, wie sie zu Lill-Miriam steht. Denn es gab einen Vorfall, den sie nicht
nur miterleben musste. Susan war auch aktiv daran beteiligt, was sie bis heute bereut. Für mich persönlich war diese Sichtweise und die
Erklärungen zu einer erschreckenden Tat sehr interessant. Schon oft hatte ich
mich gefragt, was einen Menschen dazu bewegt, jemand anderen etwas anzutun.
Im dritten Teil von „Zweet“ lernt man Ruben kennen, einen
Jungen, der oft wegen seiner Herkunft ausgegrenzt wird. Dank seiner offenen
und träumerischen Art versinkt man vollends in dieser so besonderen Geschichte.
Und auch er hat eine ganz eigene Sichtweise auf die geschehenen Dinge und einen
sehr ausdruckstarken Erzählstil. In Rubens Passagen erfährt man Details einer
sanften ersten Liebe und erhält viele Antworten auf die Fragen, die während der
vergangenen Kapitel aufgekommen sind. Auch auf die Frage, warum Lill-Miriam
sich nicht aus ihrem Versteck traut …
„Zweet“ von Marit Kaldhol ist ein wunderbares Jugendbuch, das
mich sehr überraschen konnte. Die Handlung wächst mit jeder gelesenen Seite zu etwas
Großem und Gewichtigen heran. Als Leser mag man anfangs etwas verwundert über
Lill-Miriams Art zu erzählen sein, entdeckt aber sehr schnell, was sich
dahinter verbirgt. Jeder Teil der Handlung ist eine eigene kleine Geschichte und doch sind alle auf eine besondere Weise miteinander verwoben.
„Zweet“ vereint viele besondere Dinge: eine
tiefgründige Handlung mit gewichtigen und aktuellen Themen und sehr interessanten
literarischen Figuren, die mit ihrer ganz eigenen Geschichte wichtige
Botschaften vermitteln. Für mich ist dieses Buch ein kleines Wunderwerk, weil es
trotz seiner wenigen Seiten und der kurzen und so abwechslungsreichen Kapitel
so groß erscheint.
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Zweet von Marit Kaldhol
Originaltitel: Zweet
Übersetzung: Maike Dörries
Gebundene Ausgabe: 196 Seiten
Verlag: Mixtvision
Erscheinungstermin: 14. August 2017
ISBN-13: 978-3958540743
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 14 – 17 Jahre