„Stell
dir mal vor, es ist nichts mehr da, wenn wir nach Hause kommen, daß unsere
Heimat nicht mehr existiert.“ Seite 207
Es ist der Sommer 1989
in der DDR. Ein Sommer, den der 14 jährige Jens im sächsischen Ferienlager
„Schneckenmühle“ verbringen wird. Noch ahnt er nicht, dass dieser Sommer alles
verändern wird und genießt die Annehmlichkeiten des Ferienlagers in vollen
Zügen. Neben den ungeliebten Wanderungen, Ausflügen und der abendlichen Disco
gibt es hier in „Schneckenmühle“ endlose Nächte, die man gut mit Streifzügen zu
den Bungalows der Mädchen und ewigen Gesprächen – ohne ungewünschte Zuhörer wie
die Gruppenleitern – füllen kann.
Als ich
„Schneckenmühle“ von Jochen Schmidt entdeckte, war ich hellauf begeistert und
begab mich sofort auf eine kleine Zeitreise mit Jens. Zurück in meine Kindheit
und in meine Heimat, die so wie Jens sie in diesem Buch kennt, längst nicht
mehr existiert. Hinzu kam, dass ich selbst in einem Sommer genau dieses
Ferienlager im Buch besucht habe und viele Erinnerungen an diese Zeit noch sehr
präsent bei mir sind. Gespannt war ich auf die Umsetzung des Umbruchs in der
DDR durch die Augen eines pubertierenden 14-jährigen Jungen und begann
erwartungsvoll mit dem Lesen.
Lesern viel über den Alltag und sein Leben in der DDR und den damit verbundenen
Schwierigkeiten. Wir begeben uns mit ihm auf die Reise nach „Schneckenmühle“
und erleben einen Sommer, der alles verändern soll. Fasziniert hat mich, dass
die Jugendlichen in diesem Buch in einer eigenen Welt leben. Nur wenige
Informationen überwinden die Zäune von Schneckenmühle.
Durch Schmidts
sprunghafte Erzählweise hatte ich einige Probleme, dem Geschehen zu folgen. Er
beschreibt immer wieder Situationen, die für den Leser Zusammenhangslos
erscheinen. Die Geschichte wirkt oft abgehackt und unvollständig und wurde für
mich zu einer großen Herausforderung. Immer wieder musste ich animiert werden,
dieses Buch weiterzulesen, wenn auch in einem Schneckentempo. Auch die
Charaktere wurden in diesem Stil gestaltet und blieben bis auf Jens sehr blass.
Jens bekam durch diese Erzählweise etwas sehr unruhiges und seine Gedanken – an
denen er die Leser teilhaben lässt – verursachen immer wieder ein heilloses
Durcheinander. Trotzdem passte es zu diesem Jungen. Er ist 14 Jahre alt,
bemerkt, nicht nur an sich, viele Veränderungen und erlebt das erste
Verliebtsein.
Positiv habe ich die
sehr hitzigen aber auch sehr witzigen, meist im Berliner Dialekt geführten
Dialoge unter den Jugendlichen empfunden.
„Der ist bestimmt rüber“, sagte Holger „Rüber? Wie denn?“ „Na, über
Ungarn.“ „Und die Mauer?“ „Was denn für‘ne Mauer?“„Na, in Budapest, das ist
doch die Hauptstadt von Ungarn“ Seite 98
ein jugendliches Buch, das sich einem wichtigen und sehr interessanten Thema
beschäftigt. Leider konnte es meine Erwartungen nicht ganz erfüllen, hat aber
einige Erinnerungen in mir wachgerufen.
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