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„Die Tribute von Panem L.“ ist das zweite Prequel basierend auf den dystopischen Hunger Games. Es ist Haymitchs Geschichte, der schon viele Jahre vor Katniss seinen Platz im Rebellionspuzzle hatte, wie wir hier erfahren.

In seinem Aufbau erinnert das Buch stark an Panem 2 / Catching Fire: Bewegende Ernte, Einzug ins Kapitol, Training und Bündnisse sind zentrale Punkte, bevor es in eine abgefahrene, durchgestylte Arena geht.

Manipulation durch Bilder

Suzanne Collins entwickelt die Handlung routiniert. Mit den ersten Seiten fühlt man sich wieder in die Welt von Panem versetzt. Zumal mit bekannten Namen nur so um sich geworfen wird.

Was schon immer an der Serie begeisterte, sind die gesellschaftskritischen Töne, die sich in unsere und wohl alle Zeiten übertragen lassen. Propaganda, Manipulation und die Kluft zwischen Arm und Reich – all diese Themen finden sich auch im vorliegenden Band.

Obwohl ich das Buch durchweg gerne und schnell gelesen habe, wollte sich bei mir nicht der gleiche Lesesog einstellen, wie bei meinem allerersten Panemband. Mit der Figur Katniss bin ich damals nahezu verschmolzen. All ihre Überlegungen waren für mich nicht nur absolut nachvollziehbar, sondern in der Ausarbeitung und im Tempo perfekt und somit vollkommen authentisch. Selten habe ich so sehr mit einer Protagonistin gefiebert.

Action über Action

Der Figur Haymitch bin ich lange nicht so nahe gekommen wie Katniss. Das lag zum einen an seinen leidenschaftlichen Gefühlen für Lenore Dove, die mir für einen 16-jährigen zu übertrieben erschienen und mir zu poesiereich ausgeschmückt wurden. Aber auch daran, dass sein Aufenthalt in der Arena zeitweise wie ein aberwitziges Computerspiel anmutet, bei dem der Held von einer Actionszene zur nächsten jagt.

Der reine Survival-Aspekt ist nahezu nicht vorhanden, was zum Teil an der Künstlichkeit der Arena liegt, die das einfach nicht zulässt. Stattdessen kommen Glück und Zufall oft zu Hilfe.

Panem – alte und neue Bekannte

Die übrigen Protagonisten sind interessant angelegt, bleiben mir aber wohl nicht lange im Gedächtnis. Etwas mehr an Kontur gewann für mich eigentlich nur Maysilee aus Distrikt 12. Erstaunlich angesichts der großen Gruppe an Tributen. Immerhin sind es doppelt so viele wie üblich.

Was die Spannung von Beginn an drosselt, ist die Kenntnis um das Ende. Wir wissen ohne jeden Zweifel, dass Haymitchs Versuche, die Spielemacher auszutricksen nicht erfolgreich gewesen seinen können, da er in älteren Jahren ein gebrochener Mann ist und Snows Diktatur anhält. Insofern lässt sich einiges erraten.

Fazit: Ein solides Prequel. Motive und Handlung sind vertraut. Vieles erinnert an die ersten Panembände. Zu lesen, wie sich der 16-jährige Haymitch in der Arena schlägt, schließlich zum Alkoholiker wird und sich Bündnisse lange vor Katniss anbahnen, ist aufschlussreich, unterhaltsam, spannend, tragisch, aber streckenweise zu mechanisch erzählt. Viele Charaktere blieben mir zu blass und ich fühlte mich durch die Arena gehetzt.

 

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„Die Tribute von Panem L. Der Tag bricht an.“ von Suzanne Collins
Original: Sunrise on the Reaping
Übersetzung: Dr. Sylke Hachmeister und Peter Klöss
Verlag: Oetinger
Erschienen: 18. März 2025
Hardcover: 464 Seiten
ISBN: 978-3751207164
Empfohlenes Lesealter: ab 14 Jahren

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