"Hinter dem Mond" von Wäis Kiani, Roman
Copyright: Hoffmann und Campe

Neun Jahre ist Lilly in den späten 1970ern, als ihre
persischen Eltern beschließen, ihre bisherige Heimat – ein kleines
ostfriesisches Dorf – zu verlassen, um nach Teheran zurückzukehren. „Hinter dem
Mond“
, so kommt es Lilly vor, denn sie kann weder die Sprache, noch versteht
sie die Sitten und Bräuche. Sie tut sich sehr schwer, weil im Iran plötzlich
ganz andere Regeln gelten als in Deutschland. Doch Lilly passt sich nicht an,
bleibt eigensinnig und ist wütend, weil sie in ein ihr fremdes Land verschleppt
wurde.

„Ich wusste damals nicht, wie es
sein konnte, dass ich als Einzige ein ganzes Volk und seine Gewohnheiten
mitsamt dem Land, in dem es lebte, so ablehnen musste. Aber für mich war
einfach fast alles eine Enttäuschung oder peinlich oder unerträglich bis zur
Schmerzgrenze“ Seite 143

 In „Hinter dem Mond“ von Wäis Kiani geht es hauptsächlich
um die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens zwischen zwei verschiedenen
Kulturen. Wir begleiten Lilly, Tochter einer Oberschichtfamilie Teherans und
lernen ihre privilegierte Welt kennen, in der nur wenige Wünsche offen bleiben, die
mit Geld zu bezahlen sind. Doch Geborgenheit lässt sich nicht kaufen und ihre
tiefe Sehnsucht nach Freiheit wächst. Erschwert wird ihre Situation durch einen
Machtwechsel im Land. Plötzlich gibt es Sittenwächter, die auch in der sonst
abgeschlossenen Oberschicht eindringen.
Lillys Eltern haben ihrem Kind in Deutschland sehr viele
Freiheiten gegeben, denn es gab eigentlich kaum Grenzen für sie. Die einen
sagen antiautoritäre Erziehung, andere wiederum nennen es Desinteresse am Kind.
Das hat Lilly zu einem für mich sehr interessanten Charakter gemacht. Viele
Leser werden Lilly als oberflächlich, renitent und verwöhnt empfinden. Das ist
sie auch, aber wenn man sich auf ihre Geschichte einlässt, erkennt man auch
eine andere Seite. Eine sehr starke, denn sie kämpft erbittert für ihre
Freiheit, obwohl sie eigentlich ständig mit ihrem unkonventionellen Verhalten
aneckt und sich so viele Strafen einheimst.
Wäis Kiani hat mit „Hinter dem Mond“ ein dichtes,
packendes und bewegendes Buch über die Schwierigkeiten
des Erwachsenwerdens geschrieben. Geschildert von einer sehr starken
Persönlichkeit mit einem schonungslosen Blick auf die Welt, die von den politischen
Hintergründen noch interessanter wurde, und den Leser noch einige Zeit nach dem
Lesen beschäftigen.
Mit Spannung warte ich jetzt auf eine Fortsetzung, denn
Lilly war für mich eine ganz besondere Jugendliche, von der ich gerne noch ein
bisschen mehr lesen möchte.

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Hinter dem Mond von Wäis Kiani
Gebundene Ausgabe: 382 Seiten 
Erscheinungsdatum: 16. August 2012 
ISBN: 978-3455403831

2 Replies to “[Rezension] „Hinter dem Mond“ von Wäis Kiani

  1. Hi! Bin durch Blogzug auf dein Blog aufmerksam geworden. Es gefällt mir gut bei dir und deshalb hast du jetzt eine Leserin mehr.
    Wenn du magst, kannst du ja auch bei mir mal vorbeischauen. Ich würde mich freuen!
    VLG
    Roxann

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