wenig vergessen lassen und mich auf eine kleine Reise in fremde Städte, ferne
und faszinierende Länder oder in eine längst vergangene Zeit schicken. Diese
Bücher sind wie ein kleiner Urlaub. Nur wenige Autoren schaffen es, mir ein
Gefühl zu vermitteln, dass ich wirklich in die Kulisse ihrer eigens kreierten
Geschichten eintauchen und alles um mich herum vergessen kann. Nina Blazon hat
es bisher immer geschafft und ich freue mich jedes Mal, wenn ich ein neues
Buch, von dieser außergewöhnlichen Autorin, lesen darf. In ihrem neuen Buch
„Lillesang – Das Geheimnis der dunklen Nixe“ hat sie mich wieder an
atemberaubende Plätze geführt und mich an ihrer wunderschönen Geschichte
teilhaben lassen.
Jolanda, die von allen nur Jo genannt wird, hat eine ganz
besondere Beziehung zum Wasser. Wenn sie in der Nähe von dem kühlen Nass ist,
fühlt sie sich förmlich von ihm angezogen. Anders als ihre Mutter, die das Wasser
meidet und auch Jo am liebsten davon fernhält. Die Gründe für dieses Handeln
kennt Jo nicht, und wenn sie danach fragt, hüllt sich ihre Mutter in Schweigen.
Eines Tages erhält Jos Familie die überraschende Nachricht, dass sie ein Haus
an der dänischen Küste geerbt haben, von einer Tante, von deren Existenz anscheinend
nur ihre Mutter wusste. Als Jo zum ersten Mal dieses Haus betritt, spürt sie
sofort, dass dort noch viele Geheimnisse schlummern …
Copyright: cbt |
Blazon hat sich für ihr neues Buch sehr passende Schauplätze
ausgesucht: die sagenumwobene Küste von Dänemark und die geschichtsträchtige
Stadt Kopenhagen. Schon vor langer Zeit erzählte man sich hier Geschichten über
wunderschöne, verdammte und seelenlose Wasserfrauen, die nur durch die Liebe
eines Menschen von ihrem Schicksal erlöst werden können. Jedoch hört Jolanda,
die Hauptprotagonistin dieser Geschichte, eine ganz andere. Die des Gongurs,
einem wandernden Toten, der im Meer keine Ruhe findet und so eifersüchtig auf
die Lebenden ist, dass er sie im Mondschein heimsucht und mit sich ins Meer
zieht.
„Sie glaubte, dass Ertrunkene zurückkehren. Dass sie an
Türen klopfen und um Einlass bitten. Wer … ihnen aufmacht, lädt den Tod ins
Haus …“ Seite 140
Geschichten von ertrunkenen Kindern, Stimmen, die
schlafwandelnde Mädchen an den Strand locken, alte Fotos, auf denen Gesichter
herausgekratzt sind und ein Angst einflößendes Geschöpf mit Klauen bestimmen
von nun an die ungeplante Reise von Jo und ihrer Familie. Und auch wir Leser
werden Zeugen von unheimlichen Begebenheiten und erfahren von uralten
Geheimnissen.
Nina Blazon ist bekannt
dafür, dass sie gerne Realität und Fiktion gekonnt miteinander vermischt. Auch
in „Lillesang – Das Geheimnis der dunklen Nixe“ verschwimmen die Grenzen und
der Leser kann kaum zwischen dem schaurig schönen Schein und der Wirklichkeit
unterscheiden. Und so führt Blazon uns auf viele holprige und dunkle Wege in
ein ungewisses, immer wieder überraschendes und spannendes Abenteuer.
Nina Blazons Stil ist unverkennbar und außergewöhnlich. Sie
umhüllt den Leser nach wenigen Zeilen mit ihrer bildgewaltigen Sprache und
lässt ihn in unfassbare Kulissen eintauchen. In „Lillesang – Das Geheimnis der dunklen Nixe“ überzeugt sie auf ganzer Linie mit einem perfekt recherchierten,
komplexen, sehr scharfsinnigen und mitreißenden Geschehen. Auch wenn die
Autorin ihren Schwerpunkt auf eine deutlich jüngere Zielgruppe gelegt hat, war
diese in sich abgeschlossene Geschichte, mit ihren sehr authentischen und
manchmal undurchsichtigen und überraschenden literarischen Figuren ein
absolutes Leseerlebnis und ein wahrer Genuss für mich.
Die Autorin grenzt sich mit ihrer Geschichte deutlich von dem Mainstream des
Jungendbuch Genres ab, indem sie komplett auf abgenutzte Klischees, unnützes
Seitenfüllen und eindimensionale Charaktere verzichtet. Hier könnte sich der
eine oder andere Autor eine Scheibe von abschneiden, der frei nach dem Motto
„Masse statt Klasse schreibt“.
Lillesang – Das Geheimnis der dunklen Nixe von Nina Blazon
Gebundene Ausgabe: 416 Seiten
Verlag: cbt
Erscheinungstermin: 1. September 2014
ISBN: 978-3570162873
Oh, Kath, das klingt SO GUT! Ich kann nicht erwarten, loszulesen und habe gerade beim Reinluschern entdeckt, dass das erste Kapitel auch noch "Happy Halloween" heißt – boooooooooooo! 🙂 Eine wunderschöne, spooky Rezi!
Ja, deswegen passt dieses Buch auch so wunderbar in unser Special 😉 Ich hoffe diese Geschichte gefällt dir genauso gut wie mir!
LG