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Als ich noch ein Kind war, habe ich mir oft jemanden an
meine Seite gewünscht, der immer für mich da ist und mich beschützt. Jemand
starkes, der meine schwierigen Kämpfe für mich austrägt und dabei nie verliert.
Leider hat sich dieser Wunsch nie erfüllt und meine Probleme musste ich selbst
bewältigen. Matti hat etwas mehr Glück, denn ihm steht ein besonders starker
Junge zur Seite: ZORRO – ein Junge gekleidet mit einem Hut, einer Maske und
einem schwarzen Umhang. Eines Nachts stand dieser an seinem Fenster und wollte
hereingelassen werden. Zuerst zögert Matti, denn die dunkle Gestalt jagt ihm
etwas Angst ein. Als Matti jedoch bemerkt, dass es sich um ein Kind in seinem
Alter handelt – nur einen halben Kopf größer als er -, öffnet er ihm das
Fenster. Jedoch bleibt es nicht bei einem nächtlichen Besuch. Denn dieser
Junge, der sich selbst wie ZORRO kleidet, und sich auch so nennt, weiß über
alles Bescheid: Über die Probleme in der Schule und beim Fußball. Und dass Mattis
Papa nur wenig Zeit für ihn hat. Über alles kann Matti mit ZORRO reden, auch über
Mama, was ihm sonst sehr schwer fällt. Sind Mattis Probleme auch noch so groß, ZORRO
hat immer eine Lösung parat. Nachdem Matti sich so an die Besuche von ZORRO
gewöhnt hat, bleibt dieser einen ganzen Sommer lang verschwunden …
Auf den ersten Seiten macht Matti den Leser mit seinem
Alltag vertraut. Er erzählt von einem Schicksalsschlag, der ihn und sein Leben
komplett verändert hat – wobei er nie ausführlich über die vergangenen
Ereignisse spricht. Im Mittelpunkt dieser Geschichte stehen jedoch die vielen
Begegnungen mit ZORRO – der immer da ist, wenn Matti ihn am meisten braucht.
Matti hat mit vielen Problemen zu kämpfen, die fast jedes
Kind in seinem Alter hat. Gerade deswegen empfindet man den ernsteren Kern
dieser anrührenden Geschichte nicht als zu bedrückend. Wir Leser erleben, wie
Matti die Schwierigkeiten, die ihn sehr belasten, meistert und daran wächst.
Zuerst braucht er ein wenig Unterstützung und manchmal ist er kurz davor
aufzugeben, aber am Ende geht er gestärkt aus vielen Situationen hervor.
„Mit ZORRO durch die Nacht“ von Andrea Hensgen ist ein Buch
für Kinder ab 9 Jahren, welches sich mit Trauer und Verlust beschäftigt. Die
Handlung, die dank eines leisen Humors nie zu schwermütig wirkt, lässt viel
Raum für eigene tiefgründige Gedanken. Obwohl die Geschehnisse um den Verlust
nur kurz besprochen werden, spürt man die Trauer und die Sehnsucht nach dem
verlorenen Menschen deutlich auf jeder Seite dieses Buches. Der Schreibstil ist
der Zielgruppe angepasst: Kurz gehaltene Kapitel mit häufigen Szenenwechsel, wobei
die Episoden von der Autorin nicht zu sehr ausgeschmückt und recht
oberflächlich gehalten werden. Zusätzlich laden viele wunderschöne Illustrationen
von Maren Collet zum Verweilen ein, die in vielen Passagen den Text ergänzen.
„Mit ZORRO durch die Nacht“ von Andrea Hensgen ist eine
schöne und kurzweilige Geschichte, die zeigt, dass man nicht immer einen
Superhelden braucht, um etwas zu erreichen. Und vor allem macht diese Geschichte
Mut, nicht zuletzt durch Hensgens authentische literarische Figuren, die
heldenhaft zu Herzen gehen und den Leser begeistern.