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Schauspielerin Casey kommt nicht über den Tod ihres Mannes hinweg und greift immer öfter zum Alkohol. Um sich zu erholen, zieht sie sich in ihr einsam gelegenes Haus an einem See in Vermont zurück. Hier gibt es nur Natur und Stille, ein nettes Nachbarspärchen sowie einen gutaussehenden Ex-Cop. Als Casey eines Nachts seltsame Vorgänge im Haus gegenüber beobachtet und ihre Nachbarin tags darauf verschwunden scheint, wittert Casey ein Verbrechen.
Geniale Vorlage, schwache Variante
„Das Fenster zum Hof“ ist eine meiner liebsten Kriminalgeschichten. Deshalb freue ich mich immer, wenn die Idee recycelt wird, wie schon oft in Film und Buch geschehen. Das ebenso schlichte wie spannende Gedankenspiel trägt normalerweise von selbst durch die Seiten: jemand beobachtet durch ein Fernglas die Nachbarn und meint Zeuge eines Mordes geworden zu sein. Oder doch nicht?
Zweidrittel von „Lake – Das Haus am dunklen Ufer“ lesen sich wie eine Variante von „Das Fenster zum Hof“. Obwohl die Figurenzeichnung oberflächlich ausfällt und die Protagonistin mit ihrem Alkoholproblem deshalb auch eher meine Nerven strapaziert hat, als bei mir Anteilnahme zu wecken, blieb ich zunächst neugierig.
Unfreiwillig komische Wendung
Gerade weil die Handlung lange Zeit routiniert abgespult wird, war ich entsetzt über die Wendung, mit der Riley Sager schließlich um die Ecke kommt. Wer nicht gespoilert werden möchte, hört an dieser Stelle am besten auf zu lesen. Ich empfand den Twist als dermaßen albern und unglaubwürdig, dass ich wenigstens eine Andeutung machen möchte. Kurz gesagt geht es um Seelenwanderung und einen quicklebendigen toten Serienkiller. Es wäre schön gewesen, vorab zu wissen, dass es sich hierbei um Fantasy handelt. Dann hätte ich auf dieses Buch nämlich verzichtet. Wird man zu Zweidrittel im festen Glauben gelassen, man lese einen schlichten Thriller, erwischt einen die mystisch-schräge Wendung doppelt kalt und unangenehm. Ab diesem Moment war ich aus der Geschichte auch komplett raus.
Fazit: Mich konnte dieses Buch nicht überzeugen. Die Ausgangssituation fand ich allein schon wegen der großartigen Vorlage („Das Fenster zum Hof“) vielversprechend. Leider kommt das Buch über den spannenden Ansatz nicht hinaus, sondern entwickelt sich zu unsinnigem Okkultismustrash.
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LAKE – Das Haus am dunklen Ufer von Riley Sager
Original: The House Across The Lake
Übersetzung: Christine Blum
Verlag: dtv
Erschienen: 9. Januar 2025
Taschenbuch: 416 Seiten
ISBN: 978-3423220842