Kathrineverdeens Blog wurde dieses Jahr auf der Frankfurter Buchmesse durch mich – Krinkelkroken – vertreten, da die liebe Kath zur Zeit ja bekanntlich etwas immobil ist. Die Messe ist nun schon einige Tage her und ich hatte etwas Zeit, die vielen wunderbaren und die teils etwas anstrengenden Eindrücke sacken zu lassen.
Nachdem meine Entscheidung, zur Messe zu fahren, gefallen war, erreichten mich viele bedauernde Nachrichten von Leseratten und Bücherfreunden, die es dieses Jahr leider nicht nach Frankfurt schaffen konnten – und zum Teil sogar noch nie das Vergnügen der Messe hatten. Natürlich fordern sie alle nun einen ausführlichen Bericht und eine eindeutige Reiseempfehlung oder – warnung. Dies gleich vorweg: Dieser Bitte kann ich schlecht nachkommen. Auf der einen Seite ist die Frankfurter Messe immer ein Erlebnis – in welcher Weise auch immer. Auf der anderen Seite sollte man, um die schiere Masse an Informationen und Eindrücken auch genießen zu können, immer eine Antwort haben auf die Frage: Warum möchte ich da eigentlich hin? Denn viele Menschen, die einfach hinfahren, um mal dagewesen zu sein, fahren auch nur das eine Mal.
„Einmal und nie wieder“ war dieses Jahr nicht mein Motto. Ich plante im Vorfeld ein paar ausgewählte Termine, notierte ein paar Must-Sees und wollte ansonsten einen schönen Tag mit möglichst wenig Druck und möglichst vielen Büchern verbringen. Das ging ganz gut auf, hatte aber auch seine Schattenseiten. Nun folgt also mein ganz persönlicher, subjektiver Messebericht, von dem sich bitte niemand inspirieren oder abschrecken lässt, denn: Die Messe hat unendlich viele Gesichter und ich plädiere dafür, dass jeder sich sein eigenes Bild macht – es lohnt sich!
Rückblickend habe ich mich wohl die meiste Zeit in Halle 3 aufgehalten – oder
an der frischen Luft. Da wunderschönes Wetter war und Hallenluft und Messegetümmel extrem anstrengend sein können, haben wir regelmäßige Auszeiten bei Kaffee oder kühlen Getränken gesucht. In der Halle für Jugend- und Comicliteratur gab es unfassbar viel zu entdecken. Hier begeisterten mich vor allem die Stände und Verlage, die ich noch nicht – oder nur sehr wenig – kannte. Denn erstens ist das aktuelle Verlagsprogramm von Carlsen, Loewe und Co mir als Blogger bekannt und zweitens überfluten derart viele Menschen diese Stände, dass ein Aufenthalt – inklusive Geschubse und Gekreisch – eher einem Konzertbesuch gleichkommt. Sehr schade fand ich zunächst, dass die von Carlsen angekündigte Signierstunde von Maze Runner-Star Dylan O’Brian abgesagt wurde – war dann aber anschließend eher erleichtert: Wenn Ursula Poznanski mit einer Lesung bereits eine Stampede aus unerschrockenen Bloggern und begeisterten Teenagern auslöst, dann möchte ich lieber gar nicht erst wissen, wie es mir zwischen Maze Runner-Fans ergangen wäre. 😉
Besonders reizend waren die kleinen Selbstverlage mit nur wenig Publikationen, wie beispielsweise der Kuse Verlag, der von der Kinderbuchautorin Gisela Kalow gegründet wurde. Hier konnte man sich ohne Zeitdruck und Drängelei austauschen und informieren. Leider ging das nicht immer bei allen interessanten Ständen – die ausländischen Präsentationen waren zwar vielversprechend, die Stände aber meist verlassen und die Auslagen zum Teil nur einsprachig, sodass ich mich hier nur von den oftmals grandiosen Bildern beeindrucken lassen konnte.
Eines meiner Must-Sees war der Stand des Magellan Verlags. Hier habe ich lange durch die Bücherreihen gestöbert und zwei Lesungen gelauscht: Katrin Zipse, die aus „Glücksdrachenzeit“ vorlas und Maike Stein, die ihr Buch „Du oder sie oder beide“ vorstellte. Überhaupt war es schwer, sich zwischen den vielen tollen Autoren und Lesungen, Signierstunden und Buchvorstellungen entscheiden zu müssen. Zum Glück sind ein paar Termine im Vorfeld abgesagt worden und mir Lieblingsautoren wie Walser, Poznanski und Nettles bereits begegnet – sonst wäre ich wirklich in Entscheidungsnot gekommen. Was ich ein bisschen schade finde, ist, dass die Bücher nur am Sonntag oder bei Lesungen verkauft werden. Bei der Auswahl an Literatur, schmerzt es doch das ein oder andere Mal, wenn man seinen neu entdeckten Schatz (noch) nicht mit nach Hause nehmen darf. Auf der anderen Seite schont das natürlich auch das Konto – vielleicht schützen die Veranstalter die Bücherwürmer auf diese Weise einfach vor sich selbst. 😉
Ein besonderes Highlight meines Besuches war abschließend das Bloggertreffen des Bastei Lübbe Verlags. Aufgrund vieler Anfragen hatte sich der Verlag dieses Jahr dazu
entschieden, seine Tore für eine Weile zu öffnen und einigen Bloggern
die Möglichkeit eines persönlichen Treffens bei Kaffee und Keksen
einzuräumen. Mit von der Partie war der Autor Stefan Bonner, der sein neues Buch „Betamännchen“ (zusammen mit Co-Autorin Anne Weiss, die leider erkrankt war) vorstellte. Beim gemütlichen Plausch wurden Fragen beantwortet, Bücher signiert und vielversprechende Programmplanungen, wie das neue All-Age Imprint ONE, präsentiert. Abgesehen von den interessanten Informationen und der leiblichen Versorgung (sitzen! Lounge! Kekse!), war es besonders schön, Verlagsleute und Blogger persönlich und ohne Gedrängel oder Schieberei kennenzulernen. Solche Aktionen würde ich mir in Zukunft auch von anderen Verlagen wünschen – denn ohne Zeit und Raum bleiben die meisten Verlage doch eher unnahbar.
Apropos „unnahbar“: Zwischendurch habe ich mich für ein Viertelstündchen vom Bloggertreffen verabschiedet, um noch kurz die Gelegenheit zu ergreifen, dem etwas abgekämpften LovelyBooks-Team persönlich „Hallo“ zu sagen. Am Stand angekommen wurde ich Zeuge einer eher verstörenden Szene: Einige Goodiebag-Jäger wollten – zu spät – ihre Tüte einfordern und fühlten sich genötigt, trotz ihrer selbstverschuldeten Verspätung Rabatz zu machen. Solche Szenen waren leider nicht selten auf der Buchmesse – Goodiesucht und Gratisgier verleiteten einige Menschen dazu, die Gesetze der Höflichkeit zu vergessen und sich schamlos Schnäppchen zu erpöbeln. Dass diese Strategie teilweise aufgeht, finde ich bedenklich. Und wenn man dann auch als – rechtschaffener – Blogger mit diesem Teil der Community in Verbindung gebracht wird, ist das mehr als unangenehm. Es ist unter diesen Umständen nicht verwunderlich, dass Verlage und Autoren distanziert wirken und teilweise hinter abgesperrten Bereichen agieren. Ich verzichte gern auf Goodiebags und Presseausweis, zumal ich mich dafür vorurteilsfrei auf der Messe bewegen kann, aber ganz ehrlich: die Fremdscham bleibt nicht aus. Und das hinterlässt bei aller Freude, aller Bibliophilie und aller Begeisterung für die Buchmesse einen bitteren Nachgeschmack.
Oh hey 🙂
Du warst auch beim Luebbe Treffen? 🙂
Ich auch! :0 ich hab dich nicht gesehen oder nicht korrekt zu geordnet. So voll war es dort ja gar nicht ^^!
Ja, auch ich habe mich immer wieder gewundert wie krass einige Leute nur auf kostenloses Zeug aus sind. O: echt der Hammer und das waren größtenteils keine Blogger. Manche Menschen können alles gebrauchen. Ist schon echt zu krass.
Liebst, Lotta
Hmmm… es könnte sein, dass ich dich gesehen habe (ganz im Gespräch vertieft) – das lässt sich von deinem kleinen Profilbild aber nicht so ganz ableiten. :b Welche Blogs von dir sind denn aktuell, ich blicke nicht ganz durch dein Blogger-Profil.
Ja, die Gratisgier ist heftig. Sie wäre noch zu verzeihen, wenn dafür viel zurückkommen würde, aber das ist ja auch oftmals nicht so. Viele Blogger beim Treffen haben sich beispielsweise gar nicht eingebracht. Seltsam, seltsam.
Aber ich hoffe, nächstes Mal verpassen wir uns nicht! 🙂
Habe ich schon erwähnt, dass ich total neidisch bin? Neins? Ich bin so neidisch, besonders auf das Treffen bei Bastei Lübbe! Und auf die vielen schönen Lesungen. Auf das Gedränge und die unverschämten Menschen natürlich nicht. Aber leider gehört auch das dazu. Manchmal schlagen sich die Besucher sogar um Tüten…Tüten, die zu Hause in den Müll wandern! Unglaublich…
Trotzdem freue ich mich, dass du so viele schöne Eindrücke mitbringen konntest. Danke für deinen tollen Bericht!
LG
Neins? Neins? Oh Mann! Diese Autokorrektur…tse.
Haha, Tüten! Zu geil. Das wusste ich nicht. Ich habe mich nur etwas gewundert, dass alle mit ihren sperrigen Riesentüten über die Messe sind und sich dabei gegenseitig zu Fall brachten – ich finde das ja etwas unpraktisch und bewege mich möglichst ballastfrei – aber muss jeder selbst wissen. Jedem sein Fetisch, gell? 😉
PS. Neins ist toll! Das klingt wie die eingedeutsche Version von Noes! 😀 Das werde ich mir merken!
Vielen Dank für diesen ehrlichen und authentischen Messebericht! Das lässt ein bisschen Buchmesse-Fieber wieder aufflammen, auch wenn auch bei dir der Eindruck von "Goodiesucht und Gratisgier" hängengeblieben ist.
Wie lieb von dir! Ja, die Messe ist schon etwas her *hüstel*, aber gut, dass ich nun auf diese Weise Nostalgie aufleben lassen kann, haha!
Ich höre heraus, dass mein Kritikpunkt auch einer von deinen ist? Wirklich schade. Aber die vielen tollen Eindrücke überwiegen zum Glück dann doch, nicht wahr? 🙂