Ein jeder kennt sie und hasst sie: Unangenehme und
blamable Momente, in denen man sich wünscht, der Erdboden möge sich auftun und
man würde verschluckt werden. Sehr hilfreich wäre es aber auch, wenn man wie
Anna, seinen Körper und die Seele trennen könnte, um diesen Momenten zu
entfliehen. Diese Fähigkeit, sich Astral zu projizieren, besitzt die
Sechzehnjährige seit Kindesbeinen und vertreibt sich so manch Langeweile, in
dem sie auf Konzerten von angesagten Bands tanzt, Naturschauspiele fremder
Länder genießt und jeden noch so entlegensten Winkel des Universums besucht.
Jedoch vergisst Anna bei allem Genuss, dass eine Astralreise auch Gefahren
birgt. Ihr Körper bleibt schutzlos zurück…

„Der kleine Prinz
lebte auf einem Planeten, der so klein war, dass er, wann immer er wollte, den
Sonnenuntergang sehen konnte. Auch ich kann immer die Sonne untergehen sehen …
aus der Serengeti, vom Ufer der Seine oder von den Ringen des Saturns aus.“

Seite 222

Anna kommt aus schwierigen Familienverhältnissen, die dem
Leser schnell klar machen lassen, warum Anna immer wieder aus alltäglichen
Situationen flieht. Ihr Vater, der eigentlich auch mehr eine Hülle ohne Seele
ist, und ihre Mutter, die sehr geübt darin ist, Ausreden für alle möglichen
Probleme zu finden und sich das Leben mit ihrer Familie schön redet. Doch Anna
zerbricht mehr und mehr an diesem familiären Desaster. Einzige Stütze ist ihr
bester Freund Rei, der alle Geheimnisse mit ihr teilt und sie versteht. Bis zu
dem Tag, als Anna sehr verändert von einer Reise zurückkehrt. Nicht nur dem
Leser fallen diese gravierenden Veränderungen an Anna auf, auch Rei bemerkt,
dass seine beste Freundin nicht mehr sie selbst ist. Als würde eine andere
Seele in ihrem Körper wohnen.

Ich muss ganz ehrlich gestehen, dass ich kein spiritueller
Mensch bin und mit Esoterik recht wenig zu tun habe. Allerdings konnte mich
Gina Rosati mit ihrer Handlung schnell überzeugen. Denn obwohl der Schwerpunkt
dieser Geschichte eindeutig auf spirituellen Themen liegt, wird die Geschichte
nicht zu abgehoben, ist fast immer nachvollziehbar und durch viele spannende
und interessante Ereignisse bereichert.
Gleich zum Anfang wird der Leser noch sehr ruhig in die
Geschichte eingeführt. Er lernt Anna und ihre Fähigkeiten kennen und darf ein
paar Ausflüge mit ihr unternehmen und spürt fast am eigenen Leib – durch die
sehr gute Erzählweise von Anna -, wie es sich anfühlt, wenn die Seele sich von
seinem Körper trennt. Stück für Stück entdeckt der Leser Annas Welt, lernt die
Menschen kennen, mit den sie täglich zu tun hat und ihren Alltag, der nicht
immer rosig ist. Nach dieser kurzen und ruhigen Einführung, die keineswegs
langatmig ist, nimmt die Geschichte durch viele dramatische Wendungen deutlich
an Tempo zu und behält dieses bis zum Ende bei. Besonders gelungen sind die
Charaktere in diesem Buch. Sie wurden fabelhaft herausgearbeitet und ließen
mich kleine Schwächen in der Darstellung vergessen. Jedoch war ich persönlich
ein wenig von der Handlung kurz vor dem Ende etwas enttäuscht. Dort hat die
sonst so überzeugende Autorin mit sehr übertriebenen Ereignissen einen
negativen Nachgeschmack bei mir hinterlassen.

„Auracle“ von Gina Rosati ist ein kurzweiliger
Lesegenuss, der sich mit einem für ein Jugendbuch ungewöhnlichen aber
interessanten Thema beschäftig und mit besonderen Charakteren und einer
dramatischen Handlung überzeugt. Sehr gelungen fand ich, dass die
Liebesgeschichte nicht im Vordergrund stand und nur ab und an als kleine
Verschnaufpause für den Leser beschrieben wurde.

WERBUNG
Folgende Links kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung


Auracle von Gina Rosati
Gebundene Ausgabe: 368 Seiten 
Verlag: Bloomoon
Erscheinungsdatum: 5. Februar 2013 
ISBN: 978-3760789071

4 Replies to “[Rezension] „Auracle“ von Gina Rosati

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